Duden Richtiges und gutes Deutsch
Relativpronomen
Häufig gestellte Fragen zum RelativpronomenFrage Antwort unter
Wann verwendet man die Relativpronomen welcher, welche, welches? dieser Artikel, Punkt (1)
Heißt es die Person, deren er sich annahm oder die Person, derer er sich annahm? dieser Artikel, Punkt (2)
Wann wird der Relativsatz mit das, wann mit was angeschlossen? Heißt es also das Beschwingte, was in dieser Musik liegt oder das Beschwingte, das in dieser Musik liegt? dieser Artikel, Punkt (4)
Was ist korrekt: einer der schönsten Filme, die ich gesehen habe oder einer der schönsten Filme, den ich gesehen habe? dieser Artikel, Punkt (7)
Wird nach dessen und deren stark oder schwach flektiert? Heißt es also der Mann, auf dessen erschöpftem Gesicht oder der Mann, auf dessen erschöpften Gesicht? dieser Artikel, Punkt (8)
Das Relativpronomen leitet einen Nebensatz ein, den Relativsatz. Es bezieht den Relativsatz in der Regel auf ein übergeordnetes Substantiv oder Pronomen:
Er las das Buch, das ich ihm geschenkt hatte. Das ist die Frau, deren Handtasche ich gefunden habe. Hier ist die Münze, von der ich gesprochen habe. Man fand das Buch und den Schirm, die er vergessen hatte.
1.
der, die, das / welcher, welche, welches:
Das Relativpronomen, das im heutigen Deutsch gewöhnlich gebraucht wird, ist der, die, das, Plural die (die Formen decken sich mit denen des Demonstrativpronomens, abgesehen vom Genitiv Plural deren / derer; vgl. Punkt 2). Die kurzen Genitivformen des für dessen und wes für wessen sind nicht mehr gebräuchlich:
Wo bist du, Faust, des Stimme mir erklang? (Goethe). Wes das Herz voll ist, des gehet der Mund über (Luther). Wes Brot ich ess, des Lied ich sing (Sprichwort).
Umgangssprachlich (und wohl nicht auf die alte Genitivform der rückführbar) ist der anstelle von deren: Er machte häufig Pausen, während deren (ugs.: der) er sich den Schweiß von der Stirn wischte.
Das Relativpronomen welcher, welche, welches, Plural welche wird in der gesprochenen Sprache kaum gebraucht. In der geschriebenen Sprache wird es noch öfter verwendet, hauptsächlich um bei einer Häufung von Relativsätzen zu variieren oder um das Zusammentreffen des Relativpronomens der, die, das mit dem Artikel zu vermeiden:
Das ist der Mann, welcher (üblich: der) der Frau noch Geld schuldet. Ich hob das Blatt auf, welches (üblich: das) das Kind verloren hatte. Die, welche (oder: die) die Freiheit liebten, beugten sich nicht.
Da aber welcher, welche, welches immer etwas schwerfällig wirken, werden auch in diesen Fällen häufig der, die, das vorgezogen. Die alten Genitivformen welches, welcher, welches, Plural welcher werden heute teils selten, teils überhaupt nicht mehr gebraucht; dafür treten dessen und deren ein:
Die Person, deren (selten: welcher) wir heute gedenken, ... Der Mann, dessen (nicht: welches) sie sich annahm, ... Das Geld, dessen (nicht: welches) sie sich bemächtigten, ... Die Taten, deren (selten: welcher) sie sich rühmen, ...
Die attributive Verwendung von welcher im Relativsatz findet sich nur vereinzelt in gehobener Sprache, und zwar bei Abstrakta, die den Inhalt oder einen Teilinhalt des übergeordneten Satzes wieder aufnehmen:
Man gestattete mir die Entfernung des Plakates, mit welcher Möglichkeit ich nicht gerechnet hatte. Er sagte »Guten Abend«, welchen Gruß sie mit einem Nicken erwiderte.
Neben der, die, das und welcher, welche, welches werden als verallgemeinernde Relativpronomen wer und was gebraucht (4 und 5). Die Formen decken sich mit denen des Interrogativpronomens:
Verloren ist, wer sich selbst aufgibt. Wer sich den Anordnungen widersetzt, wird streng bestraft. Es ist das Schlimmste, was ich je erlebt habe.
2.
deren / derer:
Die Formen des Relativpronomens der, die, das lauten im Genitiv dessen, deren, dessen, Plural deren. Die Form derer ist die Form des Demonstrativs (2) im Genitiv Plural. Bei Rückweisung (und allein stehend, also keinem Substantiv vorangestellt) sind sowohl deren als auch derer korrekt:
Die Person, deren / derer er sich annahm, ... Die Taten, deren / derer sie sich rühmen, ... Die Beweise, aufgrund deren / derer sie verurteilt wurde, ...
3.
deren / derem; dessen / dessem:
Da deren und dessen Genitivformen sind, können sie nicht weiter flektiert werden. Es ist nicht korrekt, zu diesen Genitivformen die Dative derem und dessem zu bilden. Die Bildung solcher Formen erklärt sich aus der Neigung, deren und dessen als Artikelwörter aufzufassen und wie dieser oder meiner zu verwenden (Demonstrativ (6)):
Falsch: Es besteht aus lang dienenden Berufssoldaten ..., in derem (richtig: deren) Drill gewiss keine Menschlichkeit herrscht. Falsch: ... in Bezug auf die Wirtschaft, in derem (richtig: deren) Rahmen ...
4.
das / was:
Das Relativpronomen das wird gebraucht, wenn das Bezugswort ein Neutrum ist:
Das Boot, das (nicht: was) gekentert ist, ... Das Gerücht, das (nicht: was) sich schnell ausbreitete, ... Das Werkzeug, das (nicht: was) man an der Ausgabe bekommt, ...
Das gilt auch dann, wenn das Bezugswort ein substantiviertes Adjektiv (Partizip) ist, das etwas Bestimmtes oder etwas Einzelnes bezeichnet:
Das Kleine, das (nicht: was) ich im Arm hielt, ... Das Beschwingte, das (nicht: was) in dieser Musik liegt, ... Das Hoheitsvolle, das (nicht: was) von ihrer Erscheinung ausging, ...
Dagegen wird das Relativpronomen was gebraucht, wenn das Bezugswort ein substantiviertes Adjektiv (Partizip) ist, das etwas Allgemeines, Unbestimmtes oder Abstraktes bezeichnet:
All das Schöne, was wir in diesen Tagen erlebten ... Das Einzige, was zu tun war ... Es war etwas Beruhigendes, was von ihm ausging.
Im Allgemeinen wird was auch dann gesetzt, wenn das Bezugswort ein substantivierter Superlativ ist. In diesen Fällen bezieht was den Relativsatz auf die Gesamtheit der verglichenen Dinge und nicht nur auf das, was aus dieser Gesamtheit durch den Superlativ herausgehoben wird:
Es ist das Tollste, was (nicht: das) ich je erlebt habe (= Es ist das Tollste von allem, was ich je erlebt habe). Das ist das Beste, was (nicht: das) er bisher komponiert hat (= Das ist das Beste von dem, was er bisher komponiert hat). Es war das Schönste, was (nicht: das) sie je gesehen hatte (= Es war das Schönste von allem, was sie je gesehen hatte).
Schließlich wird was fast ausnahmslos dann gebraucht, wenn das Bezugswort ein Indefinitpronomen oder Zahlwort ist (etwas, was):
Das ist dasselbe / das Gleiche, was ich auch schon gesagt habe. Es gibt nichts, was dich aus der Ruhe bringen könnte. In dem Laden entdeckte ich vieles / vielerlei / allerlei / manches, was mich interessierte. Er hatte alles, was er sich früher einmal gewünscht hatte.
Tritt aber eine Präposition hinzu, dann steht das, soweit man nicht, wie meist, ein Pronominaladverb (4) gebraucht:
Es gibt vieles, für das (nicht: für was) ich mich interessiere (besser: wofür ich mich interessiere). Ich kenne nichts, durch das (nicht: durch was) man dich aus der Ruhe bringen könnte (besser: wodurch man dich aus der Ruhe bringen könnte).
Das Relativpronomen was muss immer gesetzt werden, wenn es sich nicht auf ein einzelnes Bezugswort, sondern auf einen ganzen Satz bezieht:
Die Autofahrerin zeigte ihm einen Vogel, was ihn maßlos ärgerte. Er schenkte ihr einen Ring, was sie sehr freute.
5.
Überflüssige Wiederaufnahme oder falsche Ersetzung eines Relativpronomens durch ein Personalpronomen:
Nicht korrekt ist die Wiederaufnahme eines Relativpronomens durch ein Personalpronomen:
Nicht richtig: Es waren internationale Filmstars, die er auf die Bühne kommen ließ und sie dann einzeln vorstellte. Richtig: ..., die er auf die Bühne kommen ließ und die er dann einzeln vorstellte (oder, wenn das Relativpronomen nur einmal genannt wird: ..., die er auf die Bühne kommen ließ und dann einzeln vorstellte). Nicht richtig: Es war ein ehemaliger Klassenkamerad, dem er die Hand drückte und ihm vor Freude auf die Schulter klopfte. Richtig: ..., dem er die Hand drückte und vor Freude auf die Schulter klopfte. Oder: ..., dem er die Hand drückte und dem er vor Freude auf die Schulter klopfte.
Nicht korrekt ist es auch, ein Relativpronomen, das nicht weggelassen werden darf, durch ein Personalpronomen zu ersetzen:
Es waren arme und kranke Menschen, deren er sich annahm und ihnen Hilfe brachte. Richtig: Es waren arme und kranke Menschen, deren er sich annahm und denen er Hilfe brachte.
6.
Weglassen eines Relativpronomens:
Gleichlautende Relativpronomen können nur dann weggelassen werden, wenn sie im Kasus übereinstimmen (Ellipse (11)):
Sie suchten die Ostereier, die (= Akkusativ) ich bemalt und (die (= Akkusativ) ich) versteckt hatte. Aber: Ich suchte die Geschenke, die (= Akkusativ) ich versteckt hatte, die (= Nominativ) aber von meinen Kindern bereits entdeckt worden waren.
7.
einer der schönsten Filme, die / den ...:
Wird eine einzelne Person oder Sache aus einer Vielzahl herausgehoben und schließt ein Relativsatz an das Wort an, das die Vielzahl bezeichnet, dann steht das Relativpronomen im Allgemeinen nicht im Singular, sondern im Plural:
Es ist einer der schönsten Filme, die ich gesehen habe (nicht: ..., den ich gesehen habe).
Dieser Satz sagt aus: Von all den Filmen, die ich gesehen habe, ist dieser einer der schönsten. (Im Gegensatz dazu: Es ist der schönste Film, den ich gesehen habe.) Weitere Beispiele:
Er ist einer der ersten Menschen, die im Weltraum waren (nicht: ..., der im Weltraum war). Frankfurt ist eine der wenigen Großstädte, in denen es eine solche Einrichtung gibt (nicht: ..., in der es eine solche Einrichtung gibt).
8.
der Mann, auf dessen erschöpftem / erschöpften Gesicht:
Da deren und dessen attributive Genitive sind, haben sie keinen Einfluss auf die Deklination nachfolgender Wortgruppen. Ein nachfolgendes Adjektiv oder Partizip muss deshalb stark flektiert werden (Adjektiv (1.2.6)):
Der Mann, auf dessen erschöpftem (nicht: erschöpften) Gesicht der Schweiß glänzte, ... Die Lampen, von deren grellem (nicht: grellen) Licht er geblendet wurde, gingen plötzlich aus.
9.
Verweise:
Zu wie als Relativpronomen (in dem Maße, wie ...; in der Weise, wie ...) wie (2).
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