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Plural
Häufig gestellte Fragen zum PluralFrage Antwort
In welchen Fällen kann der Plural mit oder ohne Umlaut gebildet werden? dieser Artikel, Punkt (1)
In welchen Fällen wird im Deutschen der Plural auf -s gebildet? dieser Artikel, Punkte (2), (3), (4)
Bei den flektierenden Wortarten des Deutschen unterscheidet man jeweils Singular- und Pluralformen (Numerus): Pluralformen werden von Pronomen, Artikelwörtern, Substantiven, Adjektiven und Verben gebildet. Die weitaus meisten Zweifelsfälle treten bei den vielfältigen Pluralformen des Substantivs auf. Mit den Pluralformen eines Substantivs wird eine Mehrheit dessen bezeichnet, was der entsprechende Substantivstamm bezeichnet. Pluralformen werden im Deutschen auf der Basis von Singularformen, oft mit Umlaut des Stammvokals, und mit Pluralendungen gebildet. Auch Plurale ohne Umlaut oder Endung gibt es (der Quader - die Quader). Eine Pluralform ist im Deutschen stets länger als oder gleich lang wie, niemals jedoch kürzer als die entsprechende Singularform.
1.
Schwanken zwischen Umlaut und Nichtumlaut im Plural (Bogen / Bögen · Generale / Generäle · Lager / Läger usw.):
Bei den meisten Substantiven mit umlautfähigem Stammvokal wird der Plural entweder immer mit Umlaut (der Bach - die Bäche) oder immer ohne Umlaut (der Hund - die Hunde) gebildet. Eine Reihe von Substantiven hat jedoch neben einer umlautlosen auch eine umgelautete Pluralform. Manchmal gehören beide Formen der Standardsprache an, z. B. Admirale / Admiräle, Nachlässe / Nachlasse, Zwiebäcke / Zwiebacke. Häufiger ist nur eine Pluralform allgemein gebräuchlich, während die andere regional begrenzt ist oder der Umgangssprache angehört, selten ist oder allmählich veraltet:
die Böden - (älter, selten:) die Boden; die Bogen - (südd., österr., schweiz.:) die Bögen; die Erlasse - (österr., schweiz.:) die Erlässe; die Kästen - (älter, seltener:) die Kasten; die Kragen - (südd., österr., schweiz.:) die Krägen; die Kräne - (fachspr.:) die Krane; die Mägen - (seltener:) die Magen; die Schlote - (selten:) die Schlöte; die Schlucke - (selten:) die Schlücke; die Wagen - (südd., österr.:) die Wägen.
Eine Reihe von Substantiven mit gleichlautenden Singularformen, die aber unterschiedliche Bedeutung haben, bildet den Plural in der einen Bedeutung ohne, in der anderen mit Umlaut:
das Bund - die Bunde, der Bund - die Bünde; der Druck - die Drucke, der Druck - die Drücke; der Spund - die Spunde, der Spund - die Spünde; das Wasser - die Wasser, das Wasser - die Wässer.
Bei einigen Substantiven, die trotz unterschiedlicher Bedeutung im Singular gleich lauten, steht der umgelauteten Pluralform auf -e eine nicht umgelautete auf -n oder auf -s gegenüber, z. B. die Sau - die Säue / die Sauen, der Block - die Blöcke / die Blocks.
2.
Übliche Plurale auf -s (die Uhus · die Unis · die Decks / Decke · die Lebewohls / Lebewohle):
Gelegentlich wird die Auffassung vertreten, der s-Plural komme vor allem bei Fremdwörtern aus dem Englischen (die Chips, die Flops) und Französischen (die Ballons, die Briketts) vor und sollte sonst so weit wie möglich vermieden werden. Tatsächlich tritt der s-Plural aber als einzig mögliche oder als die übliche Pluralform bei einer großen Zahl von Wörtern auf, die insbesondere zu folgenden Gruppen gehören:
- mehrsilbige heimische Substantive, die auf unbetonten Vollvokal oder Diphthong ausgehen:
die Hurras, die Muttis, die Nackedeis, die Uhus, die Wauwaus.
- Kurzformen und Kurzwörter, die auf Vollvokal enden:
die Akkus, die Unis, die Kitas.
- Substantive aus dem Niederdeutschen:
die Decks (selten: die Decke), die Haffs (selten: die Haffe), die Wracks (selten: die Wracke).
- einige Wörter, die aus verbalen Fügungen entstanden sind:
die Lebehochs, die Lebewohls (neben: Lebewohle), die Stelldicheins (neben: Stelldichein).
- Eigennamen:
die Müllers, die Bachs, alle Berlins in den USA, die beiden Koreas.
3.
Mögliche Plurale auf -s:
- bei Abkürzungen (Abkürzungen (3.2)): Das Plural-s steht häufig bei Abkürzungen, die nicht auf -s enden. Es ist hier aber nicht unbedingt erforderlich:
die Pkws (neben: Pkw), die MGs (neben: MG).
- bei Konjunktionen und Interjektionen: Im Allgemeinen ohne Plural-s bleiben substantivierte Konjunktionen und Interjektionen, die nicht auf einen Vokal (mit Dehnungs-h) enden:
die vielen Wenn und Aber; die Entweder-oder. Aber: die Ahs und Ohs der Zuschauer; einige Pfuis und Buhs; mit vielen Achs (oder: Ach).
4.
Umgangssprachliche Plurale auf -s (Jungen / Jungens · Mädel / Mädels · Bestecke / Bestecks):
- Umgangssprachlich sind einige Plurale auf -s von Substantiven, die in der Standardsprache im Plural unverändert sind:
die Bengels (standardsprachlich: die Bengel), die Fräuleins (standardsprachlich: die Fräulein), die Kumpels (standardsprachlich: die Kumpel), die Mädchens (standardsprachlich: die Mädchen), die Mädels (standardsprachlich: die Mädel), die Schlingels (standardsprachlich: die Schlingel).
- Umgangssprachlich sind Plurale auf -s von Substantiven, die in der Standardsprache eine anderslautende Pluralform haben:
die Jungens (standardsprachlich: die Jungen), die Kerls (standardsprachlich: die Kerle), die Bestecks (standardsprachlich: die Bestecke).
- Umgangssprachlich sind auch Plurale auf -s von Titeln und Berufsbezeichnungen als Familienbezeichnungen, die analog zu Eigennamen (Personennamen (3)) gebildet sind:
Apothekers, Bürgermeisters, Professors.
- Vornehmlich der gesprochenen Sprache gehört das Plural-s bei Einzelbuchstaben an:
die verschiedenen Bs (geschrieben in der Regel: ... B). Saal schreibt sich mit zwei as (geschrieben in der Regel: ... mit zwei a).
5.
Ungewöhnliche Plurale in Fachsprachen (Betone · Blute · Verbräuche):
Viele von den Substantiven, die in der Allgemeinsprache nur im Singular oder nur im Plural auftreten, werden in den Fachsprachen sowohl im Singular als auch im Plural gebraucht. (Zu einem Singularetantum wird also ein Plural, zu einem Pluraletantum ein Singular gebildet.)
Die begriffliche Differenzierung in vielen Lebensbereichen fördert diesen Prozess. Es entstehen Plurale, die sich aus dem Bestreben herleiten, bestimmte Sachverhalte kurz und ohne umständliche Umschreibungen auszudrücken. Dazu gehören insbesondere Plurale von Stoffsubstantiven und Abstrakta. Sie wurden und werden teilweise noch immer als nicht pluralfähig angesehen. Ihre Pluralformen dienen, häufig ausgehend von fachsprachlichen Verwendungen, vor allem zur Bezeichnung von Arten und Sorten:
Betone / Betons, Blute, Elektrizitäten, Gersten, Hirsen, Milche(n), Verbräuche, Bedarfe, Zuwächse u. a.
Wie es Fachplurale gibt, so gibt es, allerdings nur in geringem Maße, daneben Fachsingulare, z. B. der oder das Elter (= ein Elternteil), das Geschwister.
6.
Ungewöhnliche Plurale in der Dichtung:
In der Dichtung werden gelegentlich Plurale als Stilmittel gebraucht, um besondere Gegebenheiten oder Empfindungen zu kennzeichnen:
Dürste, Schilfe, Zukünfte.
Solche Pluralbildungen gehören zu den Möglichkeiten individueller Sprachgestaltung und sollten mit entsprechender Zurückhaltung verwendet werden.
7.
Majestäts- und Autorenplural:
Nimmt jemand auf sich selbst mit den Formen von wir Bezug, spricht man von einem Plural der Majestät (Pluralis Majestatis) bzw. der Bescheidenheit (Pluralis Modestiae, Autorenplural):
Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden deutscher Kaiser ... Wir (= ich und Sie, die Zuhörer) kommen damit zu einer Frage, die uns etwas ausführlicher beschäftigen soll.
Gelegentlich wird mit wir auch in vertraulicher, mitunter herablassender Weise jemand angesprochen, der in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Sprechenden steht (»Krankenschwester-Wir«):
Wir tun das nicht wieder, nicht wahr, Tim? Jetzt nehmen wir schön das Fieberthermometer und messen die Temperatur.
8.
Verweise:
Besonderheiten der Pluralbildung finden sich auch unter geografische Namen, Maß-, Mengen- und Münzbezeichnungen, Personennamen (3), Fremdwort (3.4), Stoffsubstantiv, -ia, -y, s-Flexion.
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