Duden Richtiges und gutes Deutsch
Personalpronomen
Mit dem Personalpronomen nimmt man Bezug auf eine Person oder Sache, die auch von einer ausgebauten Nominalgruppe bezeichnet werden kann. Außer ich, du, er / sie / es mit ihren Formen werden manchmal auch das Reflexivpronomen und häufig das reziproke Pronomen zu den Personalpronomen gezählt: Ich wäre am liebsten verreist. Hilfst du mir? Er (= der Junge) sah, wie sie (= die alte Frau) zu Boden stürzte. Er ließ es (= das Buch) unaufgeschlagen neben sich liegen. Sie sahen sich öfter im Theater. Sie standen einander bei.1.
Unklarer Bezug: Beim Gebrauch des Personalpronomens ist darauf zu achten, dass kein unklarer oder falscher Bezug entsteht, z. B.: Die Lage der Partei ist bedrückend. Sie ist innerlich zerrissen. (Wer? Die Lage oder die Partei?) Mit ihrer Freundin betrat sie den Ballsaal. Die gute Erziehung Marias kam ihr nun zustatten. (Wem? Ihr selbst oder ihrer Freundin Maria?) In diesen Fällen sollte man anders formulieren.
2.
Genitiv: Der Genitiv Singular des Personalpronomens lautet: meiner, deiner, seiner, (ihrer, seiner); die Formen mein, dein, sein sind veraltet: Sie spotteten meiner. Ich erinnere mich seiner kaum noch. Veraltet: Erbarmt euch mein! Der Genitiv Plural lautet: unser, euer, ihrer. Außer in Verbindung mit aller (für euer aller Unterstützung) können neben euer und unser auch die Possessivformen eu(e)rer, uns(e)rer verwendet werden. Es heißt also: Wir waren unser (auch: uns(e)rer) fünf. Erbarme dich unser! Wir haben euer (auch: eu(e)rer) gedacht. Es waren ihrer sechs. Die Kurzform ihr ist veraltet: ihr beider Gefühl (Binding), ihr beider Ungestüm (W. Schäfer).
3.
Stellung im Mittelfeld: Im Gegensatz zu der Normalfolge (Subjekt) - Dativobjekt - Akkusativobjekt ist die Abfolge der Satzglieder, wenn beide Objekte Pronomen sind, (Subjekt) - Akkusativobjekt - Dativobjekt: Der Vater schenkt seiner Tochter (= Dativobjekt) ein Buch (= Akkusativobjekt). Aber: Der Vater schenkt es (= Akkusativobjekt) ihr (= Dativobjekt). Wenn nur ein Objekt ein Pronomen ist, tritt folgende Wortstellung ein: Dativobjekt ein Pronomen: (Subjekt) - Dativobjekt - Akkusativobjekt: Der Vater schenkt ihr ein Buch. Akkusativobjekt ein Pronomen: (Subjekt) - Akkusativobjekt - Dativobjekt: Der Vater schenkt es seiner Tochter. In der Gegenwartssprache besteht eine starke Neigung, Personalpronomen in der Funktion von Objekten möglichst weit nach vorn (links) zu rücken. Ihre übliche Stellung ist bei Verbzweitsätzen (Finitum in zweiter Position) unmittelbar hinter dem Finitum. Bei Nebensätzen stehen die Pronomen im Allgemeinen unmittelbar hinter dem Einleitewort. Nur wenn das Subjekt des Nebensatzes ebenfalls ein Pronomen ist, geht dieses voraus. Bei Infinitivgruppen stehen die Pronomen an der Spitze bzw. unmittelbar nach der Infinitivkonjunktion (um, ohne, anstatt). Die Veränderung dieser üblichen Stellungen beruht auf dem Bestreben, das Pronomen näher zu dem Verb zu stellen, von dem es regiert wird. Üblich: Als er Rom zum ersten Mal sah, war ihm die Stadt bereits aus Büchern bekannt. Veränderte Stellung: ... war die Stadt ihm bereits aus Büchern bekannt. Üblich: Da er verletzt war, musste ihn der Arzt krankschreiben. Veränderte Stellung: Da er verletzt war, musste der Arzt ihn krankschreiben. Üblich: Wir widersprechen diesem Vorschlag auf das Entschiedenste, weil uns die Ansichten von Frau Dr. Müller missfallen. Veränderte Stellung: Wir widersprechen diesem Vorschlag, weil die Ansichten von Frau Dr. Müller uns missfallen.
4.
Zu solcher anstelle des Personalpronomens solch(e) (3).
5.
Zur überflüssigen Wiederaufnahme oder falschen Ersetzung eines Relativpronomens durch ein Personalpronomen Relativpronomen (5). Zur Deklination des Adjektivs oder des substantivierten Adjektivs (Partizips) nach Personalpronomen Adjektiv (1.2.4). Zum Demonstrativpronomen anstelle des Personalpronomens Demonstrativ (5).
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