Duden Richtiges und gutes Deutsch
Ortsnamen
1. Genus:
Ortsnamen sind im Allgemeinen Neutra (das ewige Rom), selbst wenn in Komposita das Zweitglied ein anderes Genus hat (das schöne Salzburg trotz: die Burg). Nur in altertümlich-dichterischem Gebrauch treten die Städtenamen auch als Feminina auf: die hohe Rom (Klopstock); ... weil Carthago alle ihre Kräfte zusammennehmen wird (Wieland).
2.
Deklination:
Ortsnamen ohne Artikelwort oder Attribut haben im Genitiv immer die Endung -s:
oberhalb Dinkelsbühls (nicht: Dinkelsbühl), unterhalb Gießens, nördlich Berlins.
Die einzige Ausnahme bilden Fügungen mit der Präposition einschließlich, nach der das Genitiv-s auch weggelassen werden kann: einschließlich Londons / einschließlich London. Bei Ortsnamen auf -s, -ß, -z, -tz oder x wird der Genitiv durch einen Apostroph (4.1) gekennzeichnet:
auf Korinthus' Landesenge, Florenz' Geschichte, Bordeaux' Hafen.
Möglich ist auch die Präpositionalgruppe mit von und Dativ:
die Geschichte von Florenz, die Theater von Paris, die Industrie von Pegnitz.
Ebenfalls möglich ist die Einfügung des Gattungsbegriffs vor dem Ortsnamen:
die Industrie der Stadt Pegnitz, die Theater der Metropole Paris.
Die Bildungsweise mit der Genitivendung -ens ist heute weitgehend veraltet (Pegnitzens Industrie, Grazens Umgebung, Florenzens Krone).
Stehen Ortsnamen mit Artikel und Adjektivattribut, kann das Genitiv-s weggelassen werden:
der Wiederaufbau des zerstörten Berlins / des zerstörten Berlin.
Bei einer Verbindung aus artikellosem Substantiv + Ortsname wird nur der Ortsname flektiert: die Geschichte Kloster Ettals; die Quellen Bad Elsters. Auch die Präpositionalgruppe mit von ist möglich: die Quellen von Bad Elster.
Bei Fügungen aus Substantiv + Ortsname mit vorangehendem Artikel (und attributivem Adjektiv) wird das bestimmende Substantiv dekliniert, während der Name unflektiert bleibt:
die Einwohner des (kleinen) Städtchens Hirschhorn, die Größe des Badeortes Cuxhaven.
3.
Ableitungen auf -isch / -sch und -er / -erisch:
Eine allgemeine Regel, wann man -isch und wann man -sch zur Ableitung eines Adjektivs von einem Ortsnamen verwendet, gibt es nicht. Meist sind beide Suffixvarianten möglich: hamburgische / hamburgsche, mannheimische / mannheimsche. Früher ist wohl eher -isch als -sch verwendet worden. Im Übrigen beeinflussen auch Silbenzahl, Auslaut und Endsilbe, also die flüssige Sprechbarkeit, die Art der Ableitung:
hallische / hallesche Festwochen, friedenauische / friedenausche Spezialitäten.
Nur für einzelne Gruppen von Ortsnamen lässt sich eine feste Regel angeben. So wird beispielsweise -sch dann verwendet, wenn der Name auf Schwa + Konsonant endet: brüsselsche, kopenhagensche.
Stehen diese Ortsadjektive als Prädikativ, dann werden aus rhythmischen Gründen die Formen auf -isch denen auf -sch vorgezogen: Das ist echt friedenauisch.
Die Adjektivbildungen auf -isch / -sch weichen allerdings immer mehr den Ableitungen auf -er (Einwohnerbezeichnungen auf -er). Man sagt also heute meist Pariser Mode, Berliner Mundart, Göttinger Bahnhof und nicht mehr parisische Mode, berlinische Mundart, göttingischer Bahnhof. Gelegentlich kommen auch Mischformen aus -er + -isch vor: mannheimerisch, wienerisch, berlinerisch (vgl. den Artikel Berliner / berlinerisch / berlinisch).
4.
Ortsnamen mit vorangestellter Apposition:
Sie stehen vielfach ohne Artikel:
Schloss Wilhelmshöhe, Burg Stolzenfels, Kloster Banz, Kap Skagen.
5.
Ortsnamen mit nachgestelltem Bestimmungswort:
In Ortsnamen wie
Berlin-Baumschulenweg, Hamburg-Fuhlsbüttel, Mannheim-Neckarau
ist eine nähere Bestimmung als selbstständiges Wort nachgestellt, eine Konstruktion, die es so nur bei Eigennamen gibt. Im Allgemeinen findet sich eine substantivische nähere Bestimmung ja als Erstglied in Komposita, d. h., sie ist vorangestellt (Kompositum).
Vgl. auch den Artikel geografische Namen.
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