Duden Richtiges und gutes Deutsch
nicht
1. Stellung: Die Stellung von nicht bestimmt häufig die Satzbedeutung, Umstellungen können den Sinn völlig verändern: Nicht alle Mitglieder sind verheiratet bedeutet, dass nur ein Teil der Mitglieder verheiratet ist (sogenannte Sonder- oder Satzgliednegation, nicht bezieht sich auf ein einzelnes Satzglied wie das Subjekt). Alle Mitglieder sind nicht verheiratet könnte dagegen bedeuten, dass alle Mitglieder ledig sind (Satznegation, nicht bezieht sich auf den ganzen Satz). - Schwierigkeiten können auch dann auftreten, wenn das Verb mit anderen Satzgliedern eng verbunden ist. Die Negationspartikel nicht darf diese Verbindung nicht stören. Es heißt z. B. bei normaler Satzbetonung: Ich war nicht ins Zimmer getreten und nicht: Ich war ins Zimmer nicht getreten. Dieser zweite Satz kann nur mit Akzent auf getreten geäußert werden und bezeichnet dann einen Kontrast, z. B. »nicht getreten, sondern gelaufen«. Ähnlich: Er hatte sie nicht in sein Herz geschlossen (nicht: Er hatte sie in sein Herz nicht geschlossen). Im folgenden Beispiel wird der unterschiedliche Bezug von nicht lediglich durch das Komma deutlich: Ich glaube nicht, falsch zu handeln (= Ich bin nicht der Ansicht, falsch zu handeln). - Ich glaube, nicht falsch zu handeln (= Ich bin der Ansicht, richtig zu handeln).
2.
nicht als Partikel der Bekräftigung: Die Partikel nicht dient nicht nur der Verneinung, sondern auch der Bekräftigung und Bestätigung, und zwar besonders in Fragen und Ausrufen, die eine emotionale Beteiligung des Sprechers einbeziehen. Man vergleiche z. B.: Waren Sie auch bei der Tagung zugegen? und: Waren Sie nicht auch bei der Tagung zugegen? Rein logisch kann eine Ja/Nein-Frage auf das gerichtet sein, was ist, aber auch auf das, was nicht ist. Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten. In der zweiten Frage ist nicht aber keine Verneinung, sondern es ist auf eine Bestätigung gerichtet. Deshalb würde man hier - anders als sonst (nein / ja) - die Antwort Ja! meist zweifelsfrei im Sinne von »Doch, ich war zugegen« verstehen. In Ausrufen: Was du nicht sagst! Was man nicht alles so hört!
3.
Nicht korrektes nicht nach Verben mit negativer Aussage: Im Nebensatz kann meist nicht stehen, wenn im Hauptsatz Verben wie abraten, leugnen, warnen stehen, die bereits eine negative Aussage enthalten. Also nicht: Sie warnte ihn, nicht aufs Eis zu gehen. Sondern: Sie warnte ihn, aufs Eis zu gehen. Negation (1).
4.
bis nicht, bevor nicht, ehe nicht: Statt Du gehst nicht weg, ehe du nicht deine Arbeit erledigt hast sagt man besser: Du gehst nicht weg, ehe du deine Arbeit erledigt hast. Verständlicher als ein Satz ohne zusätzliches nicht ist aber Ehe du nicht deine Arbeit erledigt hast, gehst du nicht weg. Negation (2).
5.
Rechtschreibung:
a) Immer getrennt geschrieben werden nicht wahr? und gar nicht.
b) Verbindungen von nicht mit einem Adjektiv oder Partizip können getrennt oder zusammengeschrieben werden: die nicht berufstätigen (oder: nichtberufstätigen) Frauen; dieses Kind ist nicht ehelich (oder: nichtehelich); Die Sitzung war nicht öffentlich (oder: nichtöffentlich); nicht rostende (oder: nichtrostende) Stähle; nicht leitende (oder: nichtleitende) Stoffe; nicht umgelautete (oder: nichtumgelautete) Formen; die nicht Krieg führenden (oder: nichtkriegführenden) Parteien; nicht zielende (oder: nichtzielende = intransitive) Verben. Zur Schreibung in Fällen wie das Nicht-einschätzen-Können substantivierter Infinitiv (1).
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