Duden Richtiges und gutes Deutsch
Konjugation
Häufig gestellte Frage zur KonjugationFrage Antwort unter
Was ist der Unterschied zwischen starken und schwachen Verben? dieser Artikel, Punkt (2.1), (2.2)
Unter Konjugation (lat. coniugatio »Verbindung, Verknüpfung (des Verbstamms mit den Endungen)«) versteht man die Bildung der Wortformen, die zu einem Verb gehören. Neben der Deklination ist die Konjugation als wichtigster Typ von Flexion anzusehen. Zur Konjugation im engeren Sinne gehört die Bildung der einfachen Verbformen, d. h. der Verbformen, die aus einer Wortform bestehen:
Ich ziehe den Wagen. Du zogst den Wagen. Zieht den Wagen!
Im Deutschen sieht man meist auch eine Reihe von mehrteiligen Formen als Formen des betreffenden Verbs an und spricht der Einfachheit halber auch hier von Konjugation:
Wir haben den Wagen gezogen. Sie werden den Wagen ziehen. Der Wagen wird gezogen.
1 Die Leistung der Konjugation
In dem Satz Du zogst den Wagen drückt die Verbform zogst Verschiedenes aus. Einmal ist damit ausgesagt, dass der bezeichnete Sachverhalt entfernt von der Sprechzeit, z. B. in der Vergangenheit vor der Sprechzeit liegt; weiter sagt zogst aus, dass die Form du mit dem Verb kongruiert und also als Subjekt Träger der Verbalhandlung ist (2Aktiv; im Unterschied zum Passiv: Der Wagen wird gezogen); zum Dritten kennzeichnet die Verbform den bezeichneten Sachverhalt als etwas, das als gegeben (real) hingestellt wird und nicht etwa als nur vorgestellt, behauptet oder möglich wie die Form zögest. Schließlich gibt zogst an, wer die Tätigkeit ausgeführt hat, nämlich eine einzelne angesprochene Person (2. Person Singular) und nicht etwa mehrere Personen wie bei zogen (1. / 3. Person Plural). Hier noch einmal die Leistung der Konjugation auf einen Blick:
zogst Person: 2. Person
Numerus: Singular
Modus: Indikativ
Tempus: Präteritum
Genus Verbi: Aktiv
2 Die Konjugationsarten
Die Konjugation erfolgt im einfachsten Fall durch Anfügen von Suffixen an den Verbstamm: ich ziehe - du ziehst usw. Weiterhin gibt es die Formbildung mit den Hilfsverben haben, sein, werden (haben (1)) und einer infiniten Verbform, nämlich einem Partizip II oder einem Infinitiv: ich ziehe - ich habe gezogen, ich werde ziehen usw. Zum Dritten wird der Verbstamm selbst verändert: ich ziehe - du zogst usw. Das Partizip II schließlich wird bei Verbstämmen, die selbst kein Präfix enthalten, mit dem Präfix ge- und einem Suffix gebildet: gezogen, gelegt, abgelegt usw.
Die Stämme des Infinitivs (zieh), des Präteritums (zog) und des Partizips II (zog) bezeichnet man auch als die Stammformen des Verbs und unterscheidet nach ihrer Bildung schwache, starke und unregelmäßige Konjugation. Die schwache Konjugation wird manchmal auch regelmäßige Konjugation genannt. Im Folgenden wird diese Bezeichnung vermieden, weil auch starke Verben weitgehend regelmäßig konjugiert werden. Von unregelmäßiger Konjugation sprechen wir nur, wenn ein Verb weder schwach noch stark flektiert, sondern einem anderen Muster folgt.
2.
1 Die schwache Konjugation
Die schwachen Verben bilden ohne Veränderung des Stammvokals das Präteritum mit -(e)t und fügen dem Präteritum zur Bildung des Partizips II das Präfix ge- hinzu:
zeigen: zeige - zeigte - gezeigt; enden: ende - endete - geendet.
2.
2 Die starke Konjugation
2.
2.1 Verben mit Ablaut:
Die Verben mit Ablaut haben im Präteritum und teilweise auch im Partizip II einen anderen Stammvokal als im Infinitiv. Neben dem Ablaut ist ihr zweites wichtiges Merkmal das Suffix -en im Partizip II:
singen: singe - sang - gesungen; heben: hebe - hob - gehoben; bergen: berge - barg - geborgen; blasen: blase - blies - geblasen.
Bei einigen ablautenden Verben verändert sich im Präteritum und im Partizip II auch der stammschließende Konsonant. Sie weisen in dieser Hinsicht also Unregelmäßigkeiten auf, z. B.
schneiden - schnitt - geschnitten; gehen - ging - gegangen;
stehen - stand - gestanden; ziehen - zog - gezogen; sitzen - saß - gesessen.
Bei hauen und tun hat nur das Präteritum einen stammschließenden Konsonanten:
hauen - hieb - gehauen; tun - tat - getan
2.
2.2 Weitere Formen des Vokalwechsels:
Viele starke Verben weisen neben dem Ablaut weitere Vokalwechsel auf. Die Möglichkeiten lassen sich gut an einem Verb wie werfen demonstrieren. Das Verb hat e/i-Wechsel im Imperativ Singular sowie in der 2. und 3. Person Singular Präsens Indikativ: ich werfe, aber: wirf!, du wirfst, er wirft. Weiter bildet das Verb den Konjunktiv II mit einem alten Umlaut. Die alte Form der 1. Person Plural des Indikativs Präteritum lautet wir wurfen, davon wird der Konjunktiv mit Umlaut gebildet: ich würfe, du würfest usw. (Der Umlaut kann also nicht einfach wie beispielsweise bei ich sang - ich sänge, ich hob - ich höbe, ich nahm - ich nähme aus dem heutigen Indikativ hergeleitet werden.) Manche solcher Formen sind kaum noch im allgemeinen schriftsprachlichen Gebrauch, gelten aber als das bessere Deutsch im Vergleich zum Konjunktiv mit würde (ich würfe - ich würde werfen).
2.
3 Die unregelmäßige Konjugation
2.
3.1 Verben mit Vokal- (und Konsonanten-)Wechsel:
Die Verben
brennen, kennen, nennen, rennen, senden, wenden
erhalten im Präteritum und im Partizip II den Stammvokal a, sonst werden sie schwach konjugiert, d. h., sie erhalten das Suffix -t:
brennen - brannte - gebrannt; senden - sandte / sendete - gesandt / gesendet.
Die Verben denken, bringen, dünken haben neben dem Vokalwechsel noch eine Änderung des stammschließenden Konsonanten, auch sie werden im Übrigen schwach konjugiert:
denken - dachte - gedacht; dächte;
bringen - brachte - gebracht; brächte;
dünken - deuchte / dünkte - gedeucht / gedünkt.
2.
3.2 Modal- und Hilfsverben:
Auch die Modalverben dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen und die Hilfsverben sein, haben, werden werden zu den unregelmäßigen Verben gezählt. Sie sind weder den schwachen noch den starken Verben zuzurechnen.
2.
3.3 Verben mit Mischformen; Schwankungsfälle:
Hierher gehören weitere Verben, die ihre Formen teilweise nach dem Muster der schwachen und teilweise nach dem der starken Konjugation bilden (mahlen - mahlte - gemahlen). Andere konjugieren sowohl schwach als auch stark (gären, glimmen) bzw. sie weisen neben der heute gebräuchlichen schwachen Form eine veraltete (veraltende) starke auf (bellen - bellte - gebellt / (veraltet:) boll - gebollen). Zu Fällen, bei denen sich mit den verschiedenen Konjugationsformen verschiedene Bedeutungen verbinden bewegen, erschrecken.
3 Bildung der Konjugationsformen
Zur Bildung einzelner Konjugationsformen Indikativ (1-6), Konjunktiv (1), Imperativ (1 und 2), e/i-Wechsel. Zur Bildung der Formen bei Präfixverben und bei Verben mit Verbzusatz (du übersetzt / du setzt über) Verb (2).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Konjugation