Duden Richtiges und gutes Deutsch
Konditionalsatz
Häufig gestellte Fragen zum KonditionalsatzFrage Antwort unter
Wann verwendet man im Konditionalsatz den Indikativ, wann den Konjunktiv? dieser Artikel, Punkte (1), (2)
In welchen Fällen umschreibt man den Konjunktiv durch eine würde-Form? dieser Artikel, Punkt (4), Konjunktiv (2.3)
Der Konditionalsatz (Bedingungssatz) ist ein adverbialer Nebensatz, der die Bedingung (Voraussetzung) nennt, unter der der vom Hauptsatz bezeichnete Sachverhalt eintritt oder besteht:
Wenn das wahr ist, (dann / so) ist Schlimmes zu befürchten.
Falls die Haustür geschlossen ist, gehe ich über den Hof.
Haupt- und Nebensatz gemeinsam bezeichnet man auch als Konditionalgefüge. Im Allgemeinen wird der Konditionalsatz durch eine Konjunktion eingeleitet (wenn, wofern, sofern, falls; vgl. auch dass (4)). Er kann dann vorangestellt (Falls sie kommt, bleibt er) oder nachgestellt (Er bleibt, falls sie kommt) sein. Daneben finden sich aber auch vorangestellte Konditionalsätze ohne Konjunktion, bei denen das finite Verb am Anfang steht (Verberstsätze):
Kannst du es schon nicht allen recht machen, dann mache es wenigstens so, dass ... Für: Wenn du es schon nicht allen recht machen kannst, dann ... Versagen die Bremsen, dann ist alles verloren. Für: Wenn die Bremsen versagen, dann ist alles verloren.
Die Sätze ohne Konjunktion sind seltener und wirken manchmal nachdrücklicher oder auch etwas gehobener als die mit Konjunktionen eingeleiteten Sätze: Machte ich früher Lärm, so wurde die Pforte besetzt (Immermann).
In allen genannten Sätzen, ob mit oder ohne Konjunktion, kann der Hauptsatz, nicht aber der Nebensatz ein Korrelat dann oder so enthalten. In selteneren Fällen, besonders bei älteren Schriftstellern, unterscheiden sich Haupt- und Nebensatz durch die Wortstellung: Warf er das Schwert von sich, er war verloren (Schiller). Für: Wenn er das Schwert von sich warf / geworfen hätte, wäre er verloren (gewesen). Entsprechend: Standen ihm damals nicht die Tröstungen der Religion zur Seite, er musste verzweifeln (Heine).
Ist der Konditionalsatz ein Verberstsatz, so kann er äußerlich schwer von einem Hauptsatz ohne Korrelat zu unterscheiden sein: Das erste Satzglied des Hauptsatzes ist der Konditionalsatz, sodass der Hauptsatz, eigentlich ein Verbzweitsatz, wie der Konditionalsatz direkt mit dem finiten Verb zu beginnen scheint. In manchen Fällen empfiehlt es sich dann, den Hauptsatz durch ein entsprechendes Korrelat oder aber den Nebensatz durch eine entsprechende Konjunktion einzuleiten, damit der Sinn leichter erfassbar wird:
Weniger deutlich: Will eine Gemeinde Grundstücke veräußern, hat sie den Beschluss der Rechtsaufsichtsbehörde vorzulegen. Deutlicher: Wenn eine Gemeinde Grundstücke veräußern will, hat sie ... Oder: Will eine Gemeinde Grundstücke veräußern, so / dann hat sie ...
Weniger deutlich: Ist die Erfüllung des Stiftungszwecks unmöglich geworden, sind die gesetzlichen Vorschriften anzuwenden. Deutlicher: Wenn die Erfüllung des Stiftungszwecks unmöglich geworden ist, sind ... Oder: Ist die Erfüllung des Stiftungszwecks unmöglich geworden, so / dann sind ...
Im Folgenden geht es um den Gebrauch von Konjunktiv II und Indikativ im Konditionalgefüge, wofür Einstellung und Absicht des Sprechers von Bedeutung sind:
1.
Wenn sie kommt, bin ich froh:
Durch den Indikativ im Konditionalgefüge drückt der Sprecher aus, dass sich er das, was er aussagt, also Bedingung und Folge, als wirklich gesetzt, als real gegeben vorstellt:
Wenn sie krank ist, dann sind wir alle noch kränker. Hatte er Glück, kam er mit einem blauen Auge davon. Wenn sie kommt, bin ich froh.
2.
Wenn sie käme, wäre ich froh:
Durch den Konjunktiv II im Konditionalgefüge drückt der Sprecher aus, dass er das, was er aussagt, also das Verhältnis von Bedingung und Folge, als nicht wirklich, aber als möglich ansieht. Man spricht in diesem Zusammenhang von potenzialen Konditionalgefügen oder vom Potenzialis:
Wenn er Zeit hätte, käme er. Wäre sie sofort gestartet, dann hätte sie möglicherweise gewonnen. Wenn er morgen früh losführe, wäre er am Abend in Wien.
3.
Wenn sie kommt, wäre ich froh:
Gelegentlich - vor allem in der gesprochenen Sprache - findet man, dass nur ein Teilsatz eines Konditionalgefüges im Konjunktiv II steht, der andere hingegen im Indikativ:
Wenn du wirklich etwas in dieser Angelegenheit unternehmen willst, dann müsstest du es anders planen. Sollte das Hochwasser kommen, dann wird die Durchfahrt gesperrt.
In diesen Gefügen wird das, was im konjunktivischen Teilsatz ausgesagt wird, als gedacht, als möglich dargestellt. Das Konditionalgefüge ist als Ganzes ebenfalls ein Potenzialis.
4.
Wenn sie kommen würde, würde ich froh sein:
Der Konjunktiv II wird in bestimmten Fällen durch würde + Infinitiv ersetzt (Konjunktiv (2.3)). Die sogenannte würde-Konstruktion oder würde-Umschreibung tritt vor allem in folgenden Fällen auf:
1.
Es wird würde + Infinitiv gebraucht, wenn ein Missverständnis entstehen kann, weil der Konjunktiv II eines Verbs mit einer anderen Form übereinstimmt. So sind z. B. alle Formen des Konjunktivs II der schwachen Verben mit den Formen des Indikativs Präteritum identisch und somit nicht eindeutig (ich liebte, du liebtest usw.). Auch viele Formen des Konjunktivs II bei bestimmten starken Verben stimmen lautlich fast mit den Formen des Indikativs Präsens und des Konjunktivs I überein (sähe - sehe, läse - lese, träte - trete u. a.) oder sie sind mit denen des Präteritums identisch (wir / sie riefen, wir / sie gingen). Deshalb ist in dem Gefüge Wenn sie Peter riefen, eilte er sofort herbei nicht klar, ob es sich um einen Potenzialis handeln soll. Zur Kennzeichnung der Potenzialität ist hier die würde-Konstruktion nützlich: Wenn sie Peter rufen würden, eilte er sofort herbei. (Oder:) Wenn sie Peter riefen, würde er sofort herbeieilen.
Dabei genügt es im Allgemeinen, wenn die Form eines Teilsatzes eindeutig konjunktivisch ist: Die andere, an sich nicht eindeutige Form wird dadurch ebenfalls als Konjunktiv verstanden.
2.
Es wird würde + Infinitiv gebraucht, wenn die Form des Konjunktivs II als altertümlich anzusehen ist bzw. wenn die Formenbildung Schwierigkeiten bereitet. Dies gilt besonders für brennte, nennte und kennte. indirekte Rede (2 und 3), Konjunktiv (2.3).
3.
Es wird würde + Infinitiv anstelle eines Konjunktivs II mit Zukunftsbezug gebraucht:
Wenn ich morgen ginge / gehen würde, wäre das noch früh genug.
Die Form würde + Infinitiv wird häufiger im übergeordneten Hauptsatz gebraucht (ich würde fliegen, wenn ich so wenig Zeit hätte), seltener im wenn-Satz, sofern der übergeordnete Satz keine würde-Konstruktion hat (Wenn ich flüchten würde, könnte ich die Freiheit gewinnen).
Keine der beiden Verwendungsweisen ist als falsch zu bezeichnen, doch gilt die Verwendung einfacher Konjunktivformen im Geschriebenen nach wie vor als das elegantere und bessere Deutsch.
Demgegenüber wirkt die würde-Konstruktion in beiden Teilsätzen oft etwas unbeholfen und weitschweifig und ist auch lautlich unschön. Man sollte sie nach Möglichkeit durch andere Konstruktionen ersetzen:
Wir sind glücklich und zufrieden und würden ganz glücklich sein, wenn Sie sich mit uns freuen würden (Fallada). Wenn ich fliehen würde, würde ich meine Freiheit erlangen. (Besser:) Wenn ich davonliefe, würde ich meine Freiheit erlangen. (Oder:) Wenn ich fliehen könnte, würde ich meine Freiheit erlangen. (Oder:) Durch eine Flucht würde ich meine Freiheit erlangen.
Von diesen Fällen der würde-Konstruktion anstelle eines Vollverbs im Konjunktiv II sind jedoch folgende Konstruktionen zu unterscheiden: würde als Form des Konjunktivs II beim Kopulaverb werden (Aber was hätte das alles für einen Sinn ..., wenn wir nicht Vertraute würden); würde + Partizip II als Passiv im Konjunktiv II (Wenn ich geschlagen würde, wüsste ich nicht, was ich täte).
5.
Wenn sie gekommen wäre, wäre ich froh (gewesen):
Steht der Konditionalsatz im Konjunktiv des Plusquamperfekts (hätte / wäre + Partizip), dann wird ausgesagt, dass die Bedingung nicht eingetreten ist und der vom Hauptsatz bezeichnete Sachverhalt als Folge ebenfalls nicht. Man spricht hier vom irrealen Konditionalgefüge oder vom Irrealis:
Wäre sie gekommen, hätte er ihr geholfen. Wenn wir das gewusst hätten, wäret ihr sicherlich abgeholt worden.
6.
Ohne dich wäre ich nicht so weit · Wenn sie doch hier wäre!:
Der Konjunktiv II zur Kennzeichnung des Potenzialis oder Irrealis findet sich nicht nur in ausgebauten Konditionalgefügen mit Haupt- und Nebensatz; er kommt auch in unabhängigen Sätzen vor.
1.
Der Konjunktiv II wird in Sätzen gebraucht, deren Bedingung zwar nicht ausdrücklich in einem Nebensatz genannt ist, aber aus dem Textzusammenhang in irgendeiner Form hervorgeht. In Sätzen dieser Art ist der Konjunktiv II sogar häufiger als in ausgebauten Konditionalgefügen:
Ohne deine Hilfe (= wenn du ihnen nicht geholfen hättest) hätten sie das nicht geschafft. Das täte ich nicht (wenn ich an ihrer Stelle wäre). Sonst (= wenn wir uns nicht so angestrengt hätten) wäre er nicht so weit gekommen. So (= wenn man es so machte) wäre es besser. Ich würde / möchte Sie gern sprechen (wenn es ginge).
Ich hätte Sie gern einmal gesprochen. Er ist der Letzte, den ich um Rat fragen würde (wenn ich in Verlegenheit kommen sollte). Ich wüsste, was zu tun wäre. Er ist zu dumm, als dass er das verstünde. Sie übernahm die Arbeit, obwohl sie gerne Urlaub gemacht hätte (wenn es nach ihr gegangen wäre).
2.
Der Konjunktiv II wird auch in potenzialen oder irrealen Sätzen gebraucht, in denen die Folge nicht genannt ist. Häufig handelt es sich um irreale Wunschsätze:
Hätte ich doch dieses Buch! Wenn sie doch gekommen wäre!
Wäre sie nur gekommen! Wenn sie doch nur heute käme!
In der Regel steht in diesen Sätzen doch oder nur, was die innere Anteilnahme des Sprechers deutlich macht. Die Sätze der vorstehenden beiden Gruppen können auf ein potenziales oder irreales Konditionalgefüge zurückgeführt werden.
Zu irrealen Vergleichssätzen wie Ihm war, als hätte / habe er die Prüfung nicht bestanden als (ob) / als wenn / wie wenn.
7.
Das wäre möglich!:
Der Konjunktiv II (bzw. die würde-Konstruktion) wird gelegentlich als Ausdruck der Höflichkeit oder Unverbindlichkeit gebraucht, wo der Indikativ zu direkt oder gar schroff wirken würde:
Ich wünschte, dass Sie nachgäben. Ich würde Ihnen empfehlen, dieses Buch zu kaufen. Ich wüsste wohl, was zu tun wäre. Das wäre möglich! Wir würden uns sehr freuen / Es würde uns sehr freuen, wenn Sie das Geld bis zum 15. d. M. überwiesen (auch: überweisen).
Zu bereits formelhaft gewordenen Sätzen wie
Ich würde sagen / meinen, dass ... Ich würde / möchte Sie gern einmal sprechen. Ich hätte Sie gern einmal gesprochen.
vgl. auch 5.1.
8.
Da wären wir endlich:
Der Konjunktiv II wird auch bei Feststellung eines (mühsam) erreichten Ergebnisses gebraucht, das dadurch - im Unterschied zum ebenfalls möglichen Indikativ - gewissermaßen untertreibend in seiner Wichtigkeit heruntergespielt wird:
Da sind / wären wir endlich. Das ist / wäre getan. Das haben / hätten wir endlich überstanden.
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