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Infinitiv und Infinitivgruppe
Häufig gestellte Fragen zum InfinitivFrage Antwort unter
Wann steht der reine Infinitiv, wann muss zu hinzutreten? dieser Artikel, Punkt (1), zu (1-9)
Wann schreibt man das Verb in der Grundform, also den Infinitiv, groß? dieser Artikel, Punkt (7), Groß- oder Kleinschreibung (1.2.3)
Der Infinitiv erscheint in zwei Formen, nämlich als reiner Infinitiv und als zu-Infinitiv. Beide gehören zu den infiniten Verbformen. Der reine Infinitiv fungiert als Grund- oder Nennform des Verbs. Spricht man ohne nähere Kennzeichnung vom Infinitiv eines Verbs, dann meint man den reinen Infinitiv. Er wird aus dem Verbstamm mit der Endung -n (sammeln, ändern) oder -en (lesen, laufen, stehen) gebildet. Dabei kann das e der Endung -en aus vers- und satzrhythmischen Gründen und auch in der (gesprochenen) Umgangssprache nach h oder Vokal wegfallen (es steht kein Apostroph (3.4)):
freun, blühn. ... als hörte sie ... die Hahnen schrein (Musil). Muss früh hinuntergehn, ... Die Lust kann nicht bestehn (Uhland).
Sowohl der reine Infinitiv als auch der zu-Infinitiv können mit weiteren Bestandteilen und insbesondere mit Ergänzungen wie mit adverbialen Bestimmungen umfangreiche Wortgruppen bilden. Man spricht dann von Infinitivgruppen. Die Grundfunktion solcher Infinitivgruppen ist die einer Verbergänzung, d. h., die Infinitivgruppe ist Objekt oder Subjekt zum übergeordneten Verb. Beispiele für Infinitivgruppen als Objekte:
Er beschließt(,) einen Kuchen zu backen.
Sie nimmt sich vor(,) ins Theater zu gehen.
Sie glauben daran, heute zu gewinnen.
Beispiele für Infinitivgruppen als Subjekte:
Nach Kanada zu reisen(,) gefällt ihr. Steuern zu hinterziehen(,) nützt niemandem.
Der Infinitiv mit zu kann in Verbindung mit einer Infinitivkonjunktion auftreten (um zu / ohne zu / statt zu loben; (um) diesen erfolgreichen Künstler zu loben). Die Grundfunktion solcher Infinitivgruppen ist die adverbiale Bestimmung.
Infinitivgruppen enthalten alle Bestandteile eines vollständigen Satzes, nur haben sie kein Subjekt und statt einer finiten eine infinite Verbform (satzwertiger Infinitiv).
Reine Infinitive bilden mit anderen Verbformen verschiedene Typen von Verbalkomplexen, die nicht als Infinitivgruppen anzusehen sind. Solche Verbalkomplexe verhalten sich als Ganzes ähnlich wie einfache Verben:
Roland kann tauchen. Roland kann durch das ganze Becken tauchen. Roland soll durch das ganze Becken getaucht sein. Inge geht schwimmen. Inge geht im Grunewaldsee schwimmen. Paul will helfen. Paul will seiner Tochter helfen.
1 Reiner Infinitiv oder Infinitiv mit zu
Während bei manchen Verben der reine Infinitiv (Sie kann schwimmen), bei anderen der Infinitiv mit zu steht (Er verspricht zu kommen), treten in bestimmten Fällen Schwankungen auf:
1.
1 etwas liegen haben / zu liegen haben
In regionaler Umgangssprache wird bei Verben, die mit haben verbunden sind, häufig ein zu gesetzt: Er hat zwei Fässer in seinem Keller zu liegen. Dies ist standardsprachlich nicht korrekt. zu (1).
1.
2 jmdn. etwas tun heißen / zu tun heißen
Nach heißen, helfen und lehren kann ein Infinitiv mit oder ohne zu stehen: (Hilf mir schieben! oder Hilf mir(,) zu schieben! Helfen Sie mir bitte das Auto in die Garage schieben oder Helfen Sie mir bitte(,) das Auto in die Garage zu schieben). Vgl. neben heißen usw. auch zu (2). Verwendet man den Infinitiv mit zu, so muss in bestimmten Fällen ein Komma stehen, in anderen kann oder muss man es weglassen. Komma (5.2). Infinitive ohne zu werden nicht durch Komma abgetrennt. Komma (5).
1.
3 Ein Tier quälen ist böse / Ein Tier zu quälen(,) ist böse
Der Gebrauch von zu schwankt, wenn ein satzwertiger Infinitiv in der Rolle eines Subjekts steht. So heißt es sowohl Ein Tier quälen ist böse als auch Ein Tier zu quälen(,) ist böse. Entsprechend: Für dich kochen müsste ein Vergnügen sein oder Für dich zu kochen(,) müsste ein Vergnügen sein. Dasselbe gilt, wenn ein satzwertiger Infinitiv in der Rolle eines Prädikativs steht: Ein guter Christ sein heißt allen Menschen ein Helfer sein oder Ein guter Christ zu sein(,) heißt(,) allen Menschen ein Helfer zu sein. In allen Sätzen dieser Art ist also die Setzung von zu freigestellt. Verwendet man den Infinitiv mit zu, kann man Kommas setzen oder sie weglassen. Komma (5.2). Infinitive ohne zu werden nicht durch Komma abgetrennt. Komma (5).
1.
4 Das brauchst du nicht tun / zu tun
Zum Gebrauch des zu bei brauchen + Infinitiv brauchen (2).
1.
5 Der Schmerz ist kaum zu ertragen
Zum passivischen Gebrauch der Infinitivgruppe mit zu Passiv (3.4), Gerundiv.
2 Infinitive mit zu oder um zu
Bei manchen Verben bestehen Zweifel, ob ein Infinitiv mit zu oder mit um zu angeschlossen werden soll: Diese Worte genügten, um ihn zum Schweigen zu bringen. Diese Worte genügten(,) ihn zum Schweigen zu bringen. Zu diesem Zweifelsfall um zu / zu.
3 Mehrere Infinitive mit zu
Das Nebeneinander von mehreren Infinitiven mit zu, die voneinander abhängen, führt schnell zu sehr komplexen Konstruktionen und sollte aus stilistischen Gründen wie aus Gründen der Deutlichkeit vermieden werden:
(Nicht:) Sie hatte die Gewohnheit, ihm zu verstehen zu geben, dass sie ihn für einen Trottel hielt. (Sondern:) Sie hatte die Gewohnheit, ihm deutlich zu zeigen, dass ...
(Nicht:) Er glaubt zu gehorchen zu haben. (Sondern:) Er glaubt, dass er zu gehorchen hat / gehorchen zu müssen.
(Nicht:) Sie ist nicht der Ansicht, pünktlich zu kommen zu brauchen. (Sondern:) Sie ist nicht der Ansicht, pünktlich kommen zu müssen.
4 Infinitiv oder Partizip II (Ersatzinfinitiv)
Bestimmte Verben mit haben-Perfekt stehen, wenn ihnen ein Infinitiv vorangeht, nicht im Partizip II, sondern selbst im Infinitiv (im sogenannten Ersatzinfinitiv): Ich habe kommen müssen (nicht: gemusst). Dieser Gebrauch ist fest bei den Modalverben und bei brauchen (brauchen (3)). Die Verben heißen, lassen, sehen stehen überwiegend im Infinitiv, fühlen, helfen, hören sowohl im Infinitiv als auch im Partizip II und lehren, lernen, machen im Allgemeinen nur im Partizip II (vgl. die Einträge zu den angeführten Verben). Im Infinitiv des Perfekts tritt das Partizip II nur dann auf, wenn der zu-Infinitiv von haben verwendet wird:
Ich erinnere mich(,) ihn laufen gesehen zu haben. Ich erinnere mich(,) sie früher das Bild sehen gelassen zu haben.
5 Ersatz eines Infinitivs durch einen Hauptsatz mit und
Am häufigsten ist dieser Ersatz in Wendungen wie so gut sein, die Güte haben u. Ä.:
Sei so gut(,) mir das Buch zu geben. - Sei so gut und gib mir das Buch. Haben Sie doch die Güte, ihr das mitzuteilen. - Haben Sie doch die Güte und teilen Sie ihr das mit. Sie war so klug(,) in diesem Punkt einzulenken. - Sie war so klug und lenkte in diesem Punkt ein. Er ist imstande(,) dich sofort anzuzeigen. - Er ist imstande und zeigt dich sofort an.
In all diesen gleichermaßen korrekten Parallelkonstruktionen verleiht der mit und angeschlossene Hauptsatz der Aussage mehr Gewicht und Nachdruck. Komma (5).
6 Infinitiv im Aufforderungssatz
Wird der Infinitiv im Aufforderungssatz gebraucht, dann fällt bei reflexiven Verben das Reflexivpronomen weg:
Bitte beeilen! (Nicht: Bitte sich beeilen!) Nicht ärgern, nur wundern!
7 Groß- oder Kleinschreibung
Der Infinitiv kann in einem Satz Subjekt oder Objekt sein, ohne dass er deswegen zum Substantiv werden muss. Für die Groß- oder Kleinschreibung ist in solchen Fällen entscheidend, ob die von dem Infinitiv abhängenden Wörter den Kasus beibehalten, den sie bei verbaler Konstruktion des Satzes hätten (Er quält ein Tier - Ein Tier quälen ist böse), oder ob sie im Genitiv oder mit von angeschlossen werden ((Das) Quälen eines Tieres / von Tieren ist böse). Im ersten Falle ist der Infinitiv kleinzuschreiben, denn ein Substantiv hat kein Objekt bei sich (also nicht: ein Tier Quälen, sondern: ein Tier quälen. Nicht: Rohre Verlegen, sondern: Rohre verlegen). Im zweiten Fall muss dagegen großgeschrieben werden, denn eine Verbform kann kein Attribut im Genitiv oder mit von bei sich haben (also nicht: quälen eines Tieres, sondern: Quälen eines Tieres. Nicht: verlegen von Rohren, sondern: Verlegen von Rohren). Aber als zusammengesetzter substantivierter Infinitiv mit Artikel oder Attribut: das Rohreverlegen, das gedankenlose Tierquälen. Weiteres Groß- oder Kleinschreibung (1.2.3), substantivierter Infinitiv (1).
8 Getrennt- oder Zusammenschreibung
Schreibt man die Grundform zusammen, dann schreibt man auch den Infinitiv mit zu zusammen, bei trennbaren Verben in einem Wort:
Die Mannschaft braucht Zeit(,) zusammenzuwachsen (wegen: zusammenwachsen). Es hat doch keinen Sinn, jetzt wegzugehen (wegen: weggehen). Er bat sie(,) noch ein bisschen dazubleiben (wegen: dableiben). Bei untrennbaren Verben steht zu für sich, die Verbform wird ohnehin immer zusammengeschrieben: Sie erbot sich(,) die Urkunde zu übergeben. Schreibt man die Grundform getrennt, dann wird auch der Infinitiv mit zu getrennt geschrieben: Er bat sie(,) da zu bleiben, wo sie stand (wegen: da bleiben). Sie hätte große Lust gehabt, am Sonntag Rad zu fahren (wegen: Rad fahren). Nicht dabei zu sein (wegen: dabei sein)(,) machte ihr nichts aus.
9 Verweise
Zum Komma beim Infinitiv Komma (5); zu am / beim / im Weggehen sein am / beim / im + Infinitiv + sein, zu das Sichausweinen, das In-die-Knie-Gehen substantivierter Infinitiv (1).
Wann steht der reine Infinitiv, wann muss zu hinzutreten? dieser Artikel, Punkt (1), zu (1-9)
Wann schreibt man das Verb in der Grundform, also den Infinitiv, groß? dieser Artikel, Punkt (7), Groß- oder Kleinschreibung (1.2.3)
Der Infinitiv erscheint in zwei Formen, nämlich als reiner Infinitiv und als zu-Infinitiv. Beide gehören zu den infiniten Verbformen. Der reine Infinitiv fungiert als Grund- oder Nennform des Verbs. Spricht man ohne nähere Kennzeichnung vom Infinitiv eines Verbs, dann meint man den reinen Infinitiv. Er wird aus dem Verbstamm mit der Endung -n (sammeln, ändern) oder -en (lesen, laufen, stehen) gebildet. Dabei kann das e der Endung -en aus vers- und satzrhythmischen Gründen und auch in der (gesprochenen) Umgangssprache nach h oder Vokal wegfallen (es steht kein Apostroph (3.4)):
freun, blühn. ... als hörte sie ... die Hahnen schrein (Musil). Muss früh hinuntergehn, ... Die Lust kann nicht bestehn (Uhland).
Sowohl der reine Infinitiv als auch der zu-Infinitiv können mit weiteren Bestandteilen und insbesondere mit Ergänzungen wie mit adverbialen Bestimmungen umfangreiche Wortgruppen bilden. Man spricht dann von Infinitivgruppen. Die Grundfunktion solcher Infinitivgruppen ist die einer Verbergänzung, d. h., die Infinitivgruppe ist Objekt oder Subjekt zum übergeordneten Verb. Beispiele für Infinitivgruppen als Objekte:
Er beschließt(,) einen Kuchen zu backen.
Sie nimmt sich vor(,) ins Theater zu gehen.
Sie glauben daran, heute zu gewinnen.
Beispiele für Infinitivgruppen als Subjekte:
Nach Kanada zu reisen(,) gefällt ihr. Steuern zu hinterziehen(,) nützt niemandem.
Der Infinitiv mit zu kann in Verbindung mit einer Infinitivkonjunktion auftreten (um zu / ohne zu / statt zu loben; (um) diesen erfolgreichen Künstler zu loben). Die Grundfunktion solcher Infinitivgruppen ist die adverbiale Bestimmung.
Infinitivgruppen enthalten alle Bestandteile eines vollständigen Satzes, nur haben sie kein Subjekt und statt einer finiten eine infinite Verbform (satzwertiger Infinitiv).
Reine Infinitive bilden mit anderen Verbformen verschiedene Typen von Verbalkomplexen, die nicht als Infinitivgruppen anzusehen sind. Solche Verbalkomplexe verhalten sich als Ganzes ähnlich wie einfache Verben:
Roland kann tauchen. Roland kann durch das ganze Becken tauchen. Roland soll durch das ganze Becken getaucht sein. Inge geht schwimmen. Inge geht im Grunewaldsee schwimmen. Paul will helfen. Paul will seiner Tochter helfen.
1 Reiner Infinitiv oder Infinitiv mit zu
Während bei manchen Verben der reine Infinitiv (Sie kann schwimmen), bei anderen der Infinitiv mit zu steht (Er verspricht zu kommen), treten in bestimmten Fällen Schwankungen auf:
1.
1 etwas liegen haben / zu liegen haben
In regionaler Umgangssprache wird bei Verben, die mit haben verbunden sind, häufig ein zu gesetzt: Er hat zwei Fässer in seinem Keller zu liegen. Dies ist standardsprachlich nicht korrekt. zu (1).
1.
2 jmdn. etwas tun heißen / zu tun heißen
Nach heißen, helfen und lehren kann ein Infinitiv mit oder ohne zu stehen: (Hilf mir schieben! oder Hilf mir(,) zu schieben! Helfen Sie mir bitte das Auto in die Garage schieben oder Helfen Sie mir bitte(,) das Auto in die Garage zu schieben). Vgl. neben heißen usw. auch zu (2). Verwendet man den Infinitiv mit zu, so muss in bestimmten Fällen ein Komma stehen, in anderen kann oder muss man es weglassen. Komma (5.2). Infinitive ohne zu werden nicht durch Komma abgetrennt. Komma (5).
1.
3 Ein Tier quälen ist böse / Ein Tier zu quälen(,) ist böse
Der Gebrauch von zu schwankt, wenn ein satzwertiger Infinitiv in der Rolle eines Subjekts steht. So heißt es sowohl Ein Tier quälen ist böse als auch Ein Tier zu quälen(,) ist böse. Entsprechend: Für dich kochen müsste ein Vergnügen sein oder Für dich zu kochen(,) müsste ein Vergnügen sein. Dasselbe gilt, wenn ein satzwertiger Infinitiv in der Rolle eines Prädikativs steht: Ein guter Christ sein heißt allen Menschen ein Helfer sein oder Ein guter Christ zu sein(,) heißt(,) allen Menschen ein Helfer zu sein. In allen Sätzen dieser Art ist also die Setzung von zu freigestellt. Verwendet man den Infinitiv mit zu, kann man Kommas setzen oder sie weglassen. Komma (5.2). Infinitive ohne zu werden nicht durch Komma abgetrennt. Komma (5).
1.
4 Das brauchst du nicht tun / zu tun
Zum Gebrauch des zu bei brauchen + Infinitiv brauchen (2).
1.
5 Der Schmerz ist kaum zu ertragen
Zum passivischen Gebrauch der Infinitivgruppe mit zu Passiv (3.4), Gerundiv.
2 Infinitive mit zu oder um zu
Bei manchen Verben bestehen Zweifel, ob ein Infinitiv mit zu oder mit um zu angeschlossen werden soll: Diese Worte genügten, um ihn zum Schweigen zu bringen. Diese Worte genügten(,) ihn zum Schweigen zu bringen. Zu diesem Zweifelsfall um zu / zu.
3 Mehrere Infinitive mit zu
Das Nebeneinander von mehreren Infinitiven mit zu, die voneinander abhängen, führt schnell zu sehr komplexen Konstruktionen und sollte aus stilistischen Gründen wie aus Gründen der Deutlichkeit vermieden werden:
(Nicht:) Sie hatte die Gewohnheit, ihm zu verstehen zu geben, dass sie ihn für einen Trottel hielt. (Sondern:) Sie hatte die Gewohnheit, ihm deutlich zu zeigen, dass ...
(Nicht:) Er glaubt zu gehorchen zu haben. (Sondern:) Er glaubt, dass er zu gehorchen hat / gehorchen zu müssen.
(Nicht:) Sie ist nicht der Ansicht, pünktlich zu kommen zu brauchen. (Sondern:) Sie ist nicht der Ansicht, pünktlich kommen zu müssen.
4 Infinitiv oder Partizip II (Ersatzinfinitiv)
Bestimmte Verben mit haben-Perfekt stehen, wenn ihnen ein Infinitiv vorangeht, nicht im Partizip II, sondern selbst im Infinitiv (im sogenannten Ersatzinfinitiv): Ich habe kommen müssen (nicht: gemusst). Dieser Gebrauch ist fest bei den Modalverben und bei brauchen (brauchen (3)). Die Verben heißen, lassen, sehen stehen überwiegend im Infinitiv, fühlen, helfen, hören sowohl im Infinitiv als auch im Partizip II und lehren, lernen, machen im Allgemeinen nur im Partizip II (vgl. die Einträge zu den angeführten Verben). Im Infinitiv des Perfekts tritt das Partizip II nur dann auf, wenn der zu-Infinitiv von haben verwendet wird:
Ich erinnere mich(,) ihn laufen gesehen zu haben. Ich erinnere mich(,) sie früher das Bild sehen gelassen zu haben.
5 Ersatz eines Infinitivs durch einen Hauptsatz mit und
Am häufigsten ist dieser Ersatz in Wendungen wie so gut sein, die Güte haben u. Ä.:
Sei so gut(,) mir das Buch zu geben. - Sei so gut und gib mir das Buch. Haben Sie doch die Güte, ihr das mitzuteilen. - Haben Sie doch die Güte und teilen Sie ihr das mit. Sie war so klug(,) in diesem Punkt einzulenken. - Sie war so klug und lenkte in diesem Punkt ein. Er ist imstande(,) dich sofort anzuzeigen. - Er ist imstande und zeigt dich sofort an.
In all diesen gleichermaßen korrekten Parallelkonstruktionen verleiht der mit und angeschlossene Hauptsatz der Aussage mehr Gewicht und Nachdruck. Komma (5).
6 Infinitiv im Aufforderungssatz
Wird der Infinitiv im Aufforderungssatz gebraucht, dann fällt bei reflexiven Verben das Reflexivpronomen weg:
Bitte beeilen! (Nicht: Bitte sich beeilen!) Nicht ärgern, nur wundern!
7 Groß- oder Kleinschreibung
Der Infinitiv kann in einem Satz Subjekt oder Objekt sein, ohne dass er deswegen zum Substantiv werden muss. Für die Groß- oder Kleinschreibung ist in solchen Fällen entscheidend, ob die von dem Infinitiv abhängenden Wörter den Kasus beibehalten, den sie bei verbaler Konstruktion des Satzes hätten (Er quält ein Tier - Ein Tier quälen ist böse), oder ob sie im Genitiv oder mit von angeschlossen werden ((Das) Quälen eines Tieres / von Tieren ist böse). Im ersten Falle ist der Infinitiv kleinzuschreiben, denn ein Substantiv hat kein Objekt bei sich (also nicht: ein Tier Quälen, sondern: ein Tier quälen. Nicht: Rohre Verlegen, sondern: Rohre verlegen). Im zweiten Fall muss dagegen großgeschrieben werden, denn eine Verbform kann kein Attribut im Genitiv oder mit von bei sich haben (also nicht: quälen eines Tieres, sondern: Quälen eines Tieres. Nicht: verlegen von Rohren, sondern: Verlegen von Rohren). Aber als zusammengesetzter substantivierter Infinitiv mit Artikel oder Attribut: das Rohreverlegen, das gedankenlose Tierquälen. Weiteres Groß- oder Kleinschreibung (1.2.3), substantivierter Infinitiv (1).
8 Getrennt- oder Zusammenschreibung
Schreibt man die Grundform zusammen, dann schreibt man auch den Infinitiv mit zu zusammen, bei trennbaren Verben in einem Wort:
Die Mannschaft braucht Zeit(,) zusammenzuwachsen (wegen: zusammenwachsen). Es hat doch keinen Sinn, jetzt wegzugehen (wegen: weggehen). Er bat sie(,) noch ein bisschen dazubleiben (wegen: dableiben). Bei untrennbaren Verben steht zu für sich, die Verbform wird ohnehin immer zusammengeschrieben: Sie erbot sich(,) die Urkunde zu übergeben. Schreibt man die Grundform getrennt, dann wird auch der Infinitiv mit zu getrennt geschrieben: Er bat sie(,) da zu bleiben, wo sie stand (wegen: da bleiben). Sie hätte große Lust gehabt, am Sonntag Rad zu fahren (wegen: Rad fahren). Nicht dabei zu sein (wegen: dabei sein)(,) machte ihr nichts aus.
9 Verweise
Zum Komma beim Infinitiv Komma (5); zu am / beim / im Weggehen sein am / beim / im + Infinitiv + sein, zu das Sichausweinen, das In-die-Knie-Gehen substantivierter Infinitiv (1).