Duden Richtiges und gutes Deutsch
haben
Häufig gestellte Fragen zum Verb habenFrage Antwort unter
Wann bildet man das Perfekt mit haben, wann mit sein? dieser Artikel, Punkt (1)
Heißt es ich habe gesessen / gelegen / gestanden oder ich bin gesessen / gelegen / gestanden? dieser Artikel, Punkt (1)
1.
Perfektbildung mit haben oder sein:
Die weitaus meisten Verben bilden das Perfekt Aktiv mit haben, nur eine abgrenzbare Gruppe von intransitiven Verben bildet das Perfekt mit sein. Das haben-Perfekt ist also der Normalfall, das sein-Perfekt der besondere Fall.
Ein intransitives Verb bildet das Perfekt mit sein, wenn es den Übergang in einen neuen Zustand bezeichnet:
Die Blume blüht auf. (Perfekt:) ... ist aufgeblüht. (Neuer Zustand:) aufgeblüht. Das Lied verklingt. (Perfekt:) ... ist verklungen. (Neuer Zustand:) verklungen.
Das Partizip II solcher Verben kann regelmäßig als Attribut im Subjekt verwendet werden: die aufgeblühte Blume, das verklungene Lied.
Bei einer Reihe von Verben mit lokaler Bedeutung treten die genannten Eigenschaften erst deutlich in Erscheinung, wenn man sie mit einer Richtungsangabe verbindet:
Die Kanzlerin kommt zu euch. (Perfekt und Richtungsangabe:) ... ist zu euch gekommen. (Attribut:) ... die zu euch gekommene Kanzlerin.
Der Dirigent zieht nach Bremen um. (Perfekt mit Richtungsangabe:) ... ist nach Bremen umgezogen. (Attribut:) ... der nach Bremen umgezogene Dirigent.
Viele Bewegungsverben können das Perfekt sowohl mit haben als auch mit sein bilden, z. B. Sie ist / hat geflogen / geschwommen / geritten. Nur beim Perfekt mit sein ist eine Richtungsangabe möglich: Sie ist nach Mannheim gefahren / geflogen / geritten. Aber nicht: Sie hat nach Mannheim gefahren usw.
Insgesamt nimmt bei den Bewegungsverben die Perfektbildung mit sein immer mehr zu, auch wenn diese ohne Richtungsangabe verwendet werden. Es kommt ja nur darauf an, dass die Verben mit einer Richtungsangabe verbunden werden können, aber nicht darauf, dass sie tatsächlich mit einer Richtungsangabe verbunden sind. Diese Entwicklung geht in der Regel mit Bedeutungsdifferenzierungen einher. Statt Wir haben den ganzen Tag geklettert oder Wir haben mehrere Stunden geschwommen wird heute häufig Wir sind den ganzen Tag geklettert bzw. Wir sind mehrere Stunden geschwommen gesagt. Bei fahren und fliegen stellt sich beim Perfekt mit sein (Ich bin gefahren / geflogen) das Bedeutungselement ein, dass der Betreffende als Fahrgast gefahren bzw. geflogen ist, während man beim Perfekt mit haben (Ich habe gefahren / geflogen) eher an einen Fahrer bzw. einen Piloten denkt. Das Verb bummeln »langsam, ziellos spazieren gehen« wird heute im Perfekt überwiegend mit sein verwendet, auch wenn keine Ortsveränderung gemeint ist: Wir sind ein bisschen gebummelt. Dadurch wird eine Verwechslung mit bummeln »trödeln, langsam arbeiten« vermieden, das im Perfekt nur mit haben verwendet wird: Wir haben ein bisschen gebummelt (= getrödelt). Das Perfekt von gehen und reisen wird heute nur noch mit sein gebildet; bei joggen und springen besteht wie bei vielen anderen Bewegungsverben die Neigung dazu.
Das Perfekt des Bewegungsverbs laufen wird - abgesehen von einigen speziellen Verwendungen - mit sein gebildet.
Bei bestimmten Verben gibt es regionale Unterschiede. Während man im Norden z. B. Ich habe gelegen / gestanden / gesessen sagt, heißt es in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz: Ich bin gelegen / gestanden / gesessen.
Alle außer den beschriebenen intransitiven Verben bilden das Perfekt mit haben. Insbesondere wird das Perfekt der transitiven Verben mit haben gebildet: Ich habe (die Skulptur) gesehen. Ich habe (den Wein) getrunken. Dazu gehören auch transitive Bewegungsverben: Sie hat einen Volkswagen gefahren. Das Perfekt der reflexiven Verben wird ebenfalls mit haben gebildet, gleichgültig ob sie transitiv oder intransitiv sind: Ich habe mich geärgert. Ich habe mich geschämt. Und auch diejenigen intransitiven Verben, die einen Vorgang in seinem Verlauf bezeichnen, wählen haben als Hilfsverb im Perfekt:
Ich habe lange geschlafen. Die Sonne hat nicht geschienen.
Dasselbe gilt für unpersönliche Verben: Es hat geregnet. Es hat geklappt.
2.
Es gibt / hat viele Fische:
Die Verwendung von unpersönlichem es hat für es gibt ist auf den Süden des deutschen Sprachgebiets beschränkt:
Es gibt (regional: hat) hier noch eine alte Mühle. In diesem See gibt (regional: hat) es viele Fische.
3.
Verweise:
Zu ich habe etw. zu liegen, stehen usw. zu (1); zu ich habe kein Geld einstecken / eingesteckt einstecken, zu haben / besitzen besitzen (2); zu ich habe dir das doch gesagt gehabt gehabt.
Wann bildet man das Perfekt mit haben, wann mit sein? dieser Artikel, Punkt (1)
Heißt es ich habe gesessen / gelegen / gestanden oder ich bin gesessen / gelegen / gestanden? dieser Artikel, Punkt (1)
1.
Perfektbildung mit haben oder sein:
Die weitaus meisten Verben bilden das Perfekt Aktiv mit haben, nur eine abgrenzbare Gruppe von intransitiven Verben bildet das Perfekt mit sein. Das haben-Perfekt ist also der Normalfall, das sein-Perfekt der besondere Fall.
Ein intransitives Verb bildet das Perfekt mit sein, wenn es den Übergang in einen neuen Zustand bezeichnet:
Die Blume blüht auf. (Perfekt:) ... ist aufgeblüht. (Neuer Zustand:) aufgeblüht. Das Lied verklingt. (Perfekt:) ... ist verklungen. (Neuer Zustand:) verklungen.
Das Partizip II solcher Verben kann regelmäßig als Attribut im Subjekt verwendet werden: die aufgeblühte Blume, das verklungene Lied.
Bei einer Reihe von Verben mit lokaler Bedeutung treten die genannten Eigenschaften erst deutlich in Erscheinung, wenn man sie mit einer Richtungsangabe verbindet:
Die Kanzlerin kommt zu euch. (Perfekt und Richtungsangabe:) ... ist zu euch gekommen. (Attribut:) ... die zu euch gekommene Kanzlerin.
Der Dirigent zieht nach Bremen um. (Perfekt mit Richtungsangabe:) ... ist nach Bremen umgezogen. (Attribut:) ... der nach Bremen umgezogene Dirigent.
Viele Bewegungsverben können das Perfekt sowohl mit haben als auch mit sein bilden, z. B. Sie ist / hat geflogen / geschwommen / geritten. Nur beim Perfekt mit sein ist eine Richtungsangabe möglich: Sie ist nach Mannheim gefahren / geflogen / geritten. Aber nicht: Sie hat nach Mannheim gefahren usw.
Insgesamt nimmt bei den Bewegungsverben die Perfektbildung mit sein immer mehr zu, auch wenn diese ohne Richtungsangabe verwendet werden. Es kommt ja nur darauf an, dass die Verben mit einer Richtungsangabe verbunden werden können, aber nicht darauf, dass sie tatsächlich mit einer Richtungsangabe verbunden sind. Diese Entwicklung geht in der Regel mit Bedeutungsdifferenzierungen einher. Statt Wir haben den ganzen Tag geklettert oder Wir haben mehrere Stunden geschwommen wird heute häufig Wir sind den ganzen Tag geklettert bzw. Wir sind mehrere Stunden geschwommen gesagt. Bei fahren und fliegen stellt sich beim Perfekt mit sein (Ich bin gefahren / geflogen) das Bedeutungselement ein, dass der Betreffende als Fahrgast gefahren bzw. geflogen ist, während man beim Perfekt mit haben (Ich habe gefahren / geflogen) eher an einen Fahrer bzw. einen Piloten denkt. Das Verb bummeln »langsam, ziellos spazieren gehen« wird heute im Perfekt überwiegend mit sein verwendet, auch wenn keine Ortsveränderung gemeint ist: Wir sind ein bisschen gebummelt. Dadurch wird eine Verwechslung mit bummeln »trödeln, langsam arbeiten« vermieden, das im Perfekt nur mit haben verwendet wird: Wir haben ein bisschen gebummelt (= getrödelt). Das Perfekt von gehen und reisen wird heute nur noch mit sein gebildet; bei joggen und springen besteht wie bei vielen anderen Bewegungsverben die Neigung dazu.
Das Perfekt des Bewegungsverbs laufen wird - abgesehen von einigen speziellen Verwendungen - mit sein gebildet.
Bei bestimmten Verben gibt es regionale Unterschiede. Während man im Norden z. B. Ich habe gelegen / gestanden / gesessen sagt, heißt es in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz: Ich bin gelegen / gestanden / gesessen.
Alle außer den beschriebenen intransitiven Verben bilden das Perfekt mit haben. Insbesondere wird das Perfekt der transitiven Verben mit haben gebildet: Ich habe (die Skulptur) gesehen. Ich habe (den Wein) getrunken. Dazu gehören auch transitive Bewegungsverben: Sie hat einen Volkswagen gefahren. Das Perfekt der reflexiven Verben wird ebenfalls mit haben gebildet, gleichgültig ob sie transitiv oder intransitiv sind: Ich habe mich geärgert. Ich habe mich geschämt. Und auch diejenigen intransitiven Verben, die einen Vorgang in seinem Verlauf bezeichnen, wählen haben als Hilfsverb im Perfekt:
Ich habe lange geschlafen. Die Sonne hat nicht geschienen.
Dasselbe gilt für unpersönliche Verben: Es hat geregnet. Es hat geklappt.
2.
Es gibt / hat viele Fische:
Die Verwendung von unpersönlichem es hat für es gibt ist auf den Süden des deutschen Sprachgebiets beschränkt:
Es gibt (regional: hat) hier noch eine alte Mühle. In diesem See gibt (regional: hat) es viele Fische.
3.
Verweise:
Zu ich habe etw. zu liegen, stehen usw. zu (1); zu ich habe kein Geld einstecken / eingesteckt einstecken, zu haben / besitzen besitzen (2); zu ich habe dir das doch gesagt gehabt gehabt.