Duden Richtiges und gutes Deutsch
Genitiv-s
Häufig gestellte Fragen zum Genitiv-sFrage Antwort unter
Heißt es des Überflusses oder des Überfluss, des Busches oder des Busch? dieser Artikel, Punkt (1)
Heißt es des Gemütes oder des Gemüts, des Ertrages oder des Ertrags? dieser Artikel, Punkt (2)
Bei der Bildung des Genitivs Singular der starken maskulinen und neutralen Substantive (die femininen sind endungslos) entstehen besonders deshalb Zweifelsfälle, weil sich über den Gebrauch der Endungen -es und -s nur teilweise feste Regeln aufstellen lassen. Keinesfalls sind die Formen auf -es grundsätzlich »besser« als die auf -s. Umgekehrt kann die längere Endung -es auch nicht allgemein als gehoben oder veraltet angesehen werden.
1.
Fester Gebrauch der Endung -es oder -s:
Die volle Form -es steht immer bei Substantiven, die auf -s, -ss, -ß, -x, -z, -tz und (mit Ausnahmen) auf -sch und -st ausgehen:
des Glases, des Überflusses, des Reflexes, des Gewürzes, des Sitzes; des Busches, des Zwistes.
Die kürzere Form -s wird immer gesetzt bei Substantiven auf -en, -em, -el, -er, -ler, -ner, -end, -chen, -lein, -ig, -ich:
des Wagens, des Lesens, des Atems, des Gürtels, des Lehrers, des Sportlers, des Rentners, des Abends, des Mädchens, des Vögleins, des Königs, des Rettichs
und in festen formelhaften Wendungen wie
tags darauf, von Rechts wegen, Manns genug.
Weiterhin findet sich die kürzere Form bei Farbbezeichnungen und stark flektierten Sprachbezeichnungen, sofern sie nicht überhaupt endungslos stehen (Weglassen der Flexionsendung (1.5)):
des Schweinfurter Grüns, des prächtigen Purpurrots; die auffällige Eigenart seines umgangssprachlichen Deutschs.
Schließlich findet sich einfaches -s bei den meisten Eigennamen, die nicht die Form von Komposita haben:
Bachs Werke, die Einwohner Berlins, am Ufer des Rheins.
2.
Schwankender Gebrauch der Endung -es oder -s:
In den übrigen Fällen kann der Genitiv prinzipiell mit -es oder mit -s gebildet werden. Die volle Form -es wird - besonders bei Voranstellung des Genitiv(attribut)s - bei einsilbigen und endbetonten deutschen Substantiven bevorzugt (sofern sie nicht auf Zischlaut enden; 1.):
des Gemütes, des Ertrages, des Leibes, des Tages (Hitze), dieses Mannes (Zögern).
Auch bei Komposita mit Fugen-s und Substantiven auf mehr als einen Konsonanten wird aus lautlichen Gründen häufiger die Form mit -es gewählt:
des Jubiläumsjahres, des Geschäftsfreundes; des Feldes, des Erfolges, des Sumpfes; (aber:) des Lärms, des Quarks, des Ulks.
Die kurze Form -s wird bei Substantiven mit unbetonter Endsilbe bevorzugt; besonders bei Komposita, sofern sie nicht auf einen Zischlaut enden oder Fugen-s aufweisen (s. o):
des Urteils, des Urlaubs, des Vortrags, des Mitleids, des Zufalls; des Dornstrauchs, des Nachtrags, des Herzogs, des Angebots, des Alltags, des Vormittags, des Niedergangs.
Auch Substantive, die auf Vokal (Diphthong) oder auf Vokal + h enden, neigen sehr stark zu der kurzen Form -s:
des Schnees, des Sees, des Knies; des Uhus, des Mais, des Sofas, des Baus; des Flohs, des Schuhs.
Die kurze Genitivform auf -s bilden auch fremde Wörter, die auf einen Konsonanten ausgehen:
des Prinzips, des Materials, des Hits, des Flops, des Festivals, des Dativs, des Monitors.
Grundsätzlich ist aber zu beachten, dass viele der genannten Verwendungsbedingungen für -es bzw. -s aus rhythmischen oder stilistischen Gründen nicht selten außer Acht gelassen werden.
3.
Die besondere Verwendung des Genitiv-s bei Feminina:
Manche feminine Substantive zeigen in festen Wendungen im Genitiv Singular ein -s; entgegen ihrem Deklinationsmuster, aber in Analogie zu ähnlichen Fügungen mit einem starken Maskulinum / Neutrum auf -s. Die Feminina verhalten sich in diesen Fällen wie Bestimmungswörter von Komposita:
an Zahlungs statt (analog zu: an Kindes statt), von Obrigkeits wegen (analog zu: von Amts / Rechts wegen), des Nachts (analog zu: des Tags).
Zu den Formen (Groß)mutters / Tantes Geburtstag Verwandtschaftsbezeichnungen. In der Umgangssprache wird die Form mit -s gelegentlich für alle Singularkasus gebraucht; standardsprachlich ist diese Verwendung nicht zulässig:
das / dem / das Dings (da); dieses / diesem / dieses Zeugs (da).
4.
Weitere Besonderheiten:
Allgemein zum (un)zulässigen Weglassen des Genitiv-s Weglassen der Flexionsendung (1.5; 2). Zum Genitiv-s oder dem Apostroph bei Namen Apostroph (4), Personennamen (2.1.1; 2.2). Weitere Verweise: Fremdwort (3.3), geografische Namen (1.1.2), Monatsnamen (1).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Genitiv-s