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Eigennamen
Häufig gestellte Fragen zu EigennamenFrage Antwort unter
Was versteht man unter Eigennamen und welche Arten von Substantiven zählen dazu? dieser Artikel, Punkt (1)
Wie schreibt man Verbindungen wie innere Medizin, natürliches Heilen, technischer Direktor? dieser Artikel, Punkt (5)
1.
Der Unterschied zwischen Eigenname und Gattungsbezeichnung:
Im Gegensatz zur Gattungsbezeichnung (zum Appellativ) bezeichnet der Eigenname ein einzelnes Lebewesen oder Objekt ohne Rücksicht auf vergleichbare andere solche Lebewesen oder Objekte. Die Gattungsbezeichnung Stuhl kommt einem Möbelstück deshalb zu, weil es mit anderen Stühlen in gewissen typischen Merkmalen übereinstimmt. Das Wort bezeichnet die Gattung der Objekte mit diesen Merkmalen. Aber das Mädchen Lisa trägt seinen Namen nicht wegen einer Ähnlichkeit mit anderen gleichnamigen Mädchen oder Frauen. Es gibt, abgesehen davon, dass es sich um einen Mädchennamen handelt, keine eindeutig als »Lisas« zu bestimmende Menschengattung, wie es eine Möbelgattung »Stühle« gibt.
Auch bestimmte Typen geografischer Namen wie das Rote Meer, das Gelbe Meer, das Tote Meer oder der Atlantische Ozean, der Indische, der Pazifische Ozean wurden nicht in erster Linie deshalb geschaffen, weil man die Gattungen Meer und Ozean untergliedern wollte, sondern weil man ein bestimmtes Gewässer als einzelnes Objekt zu benennen hatte. Es ist deshalb unwichtig, ob das Rote Meer wirklich rot und das Gelbe Meer wirklich gelb ist.
2.
Arten von Eigennamen:
Eigennamen werden einmal von Menschen getragen (Personennamen: Ruf- oder Vornamen, Familiennamen, Namen der Bewohner von Siedlungen und Ländern, Völker- und Stammesnamen), dann aber auch von Örtlichkeiten, die dem Menschen wichtig genug sind, um individuell bezeichnet zu werden (geografische Namen oder Ortsnamen, Siedlungsnamen, Ländernamen, Flurnamen, Berg- und Flussnamen, Straßennamen, Gebäudenamen usw.). Zu den Örtlichkeitsnamen gehören auch die Namen der Gestirne und Sternbilder (Mars, Venus, Orion, Großer und Kleiner Bär usw.).
Weiterhin gibt es Eigennamen für bestimmte Verkehrsmittel (Schiffsnamen, Flugzeugnamen), für Institutionen und Organisationen (z. B. Vereine, Ämter, Firmen, Anstalten; Firmennamen), für künstlerische, literarische, publizistische Werke (Bilder, Skulpturen, Kompositionen, Bücher, Zeitungen u. a.; Buchtitel, Zeitungsnamen) und für bestimmte historische Ereignisse (die Französische Revolution). Eigennamen aus den letztgenannten Gruppen werden zum Teil auch als Titel bezeichnet. Etwas anderes ist der Titel als Bezeichnung einer Person nach ihrem Amt. Titel und Berufsbezeichnungen.
3.
Form und Deklination der Eigennamen:
Ein Eigenname kann aus einem Wort oder aus einer Wortgruppe bestehen. Einwortnamen sind immer Substantive (Helga, Peter, Meyer, München, Rhein, Zugspitze, Hessen). Mehrwortnamen sind gewöhnlich Nominalgruppen mit Attributen und einem Substantiv als Kern. Als Attribute erscheinen Adjektive und Partizipien (das Rote Meer, Karl der Große, der Fliegende Holländer), Zahlwörter (die Zehn Gebote) oder Substantive (als Apposition: Inge Meier, Wilhelm der Eroberer; als Präpositionalattribut: Wolfram von Eschenbach, Rothenburg ob der Tauber, Johann ohne Land; als Genitivattribut: das Blaue Band des Ozeans). Straßen- und Gebäudenamen können auch als Ganzes die Form einer Präpositionalgruppe haben (Zur Alten Post, Im Treppchen; Unter den Linden). Zur Deklination der Eigennamen vgl. die unter 2 genannten Einzelartikel.
4.
Rechtschreibung:
Abgesehen von den Familiennamen, für die jeweils individuelle Schreibungen standesamtlich festgelegt sind, folgt die Schreibung der Eigennamen in der Regel den allgemeinen Richtlinien der Rechtschreibung. Abweichungen kommen jedoch vor, insbesondere werden alte Schreibweisen in Einzelfällen fortgeführt (Carl, Clara statt Karl, Klara; Cochem neben Koblenz, Frankenthal neben Freudental). Auch Firmen- und Vereinsnamen bewahren oft Schreibformen aus der Zeit ihrer Entstehung (AEG - Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft).
Für die Groß- oder Kleinschreibung gilt, dass Adjektive, Partizipien und Zahlwörter als Teile von Eigennamen großzuschreiben sind:
der Heilige Abend, das Schwarze Meer, Elisabeth die Zweite.
Präpositionen werden nur dann großgeschrieben, wenn sie am Anfang eines Straßen- oder Gebäudenamens stehen:
Am Erlenberg, In der Mittleren Holdergasse, Zur Linde, Zum Grünen Baum.
Die Präposition von bei deutschen Familiennamen wird kleingeschrieben, wenn sie nicht mit dem Namen verschmolzen ist:
von Grolmann, von der Au (auch: Vonderau), von den Steinen.
5.
Namenähnliche Wörter und Fügungen, die keine Eigennamen sind:
Keine Eigennamen im eigentlichen Sinn sind die gewöhnlich so genannten Tier- und Pflanzennamen, die Krankheitsnamen, die Tages- und die Monatsnamen. Auch die in allen Fach- und Berufssprachen vorkommenden namenähnlichen Fügungen, die feste Begriffe bezeichnen, werden nicht als Namen angesehen. Enthalten sie Adjektive, so werden diese deshalb in der Regel kleingeschrieben:
die englische Krankheit (Rachitis), das große Latinum; (Speisenbezeichnungen:) italienischer Salat, russische Eier, holländische Soße, westfälischer Schinken; (mathematische Fachwörter:) arithmetisches und geometrisches Mittel, theoretische und angewandte Mathematik; (Sportsprache:) die alpine und die nordische Kombination; (Technik:) die autogene Schweißung, die hydraulische Bremse.
In einigen Fällen ist jedoch die Großschreibung des Adjektivs in Anlehnung an fachsprachliche Gepflogenheiten zugelassen. Weitgehend eingebürgert hat sich die Großschreibung beispielsweise bei Gelbe Karte oder bei Erste Hilfe, Groß- oder Kleinschreibung (1.2.6).
Schwierigkeiten ergeben sich einmal da, wo bestimmte Bezeichnungen auch als Namen von Instituten (Schulen, Kommissionen usw.) vorkommen. Begriffe wie höhere Schule, höhere Handelsschule, technische Universität, medizinische Akademie, chirurgische Klinik sind keine Eigennamen; das Adjektiv ist jeweils kleinzuschreiben. Als Namen bestimmter Institute werden sie jedoch großgeschrieben:
Höhere Handelsschule II, Mannheim; Technische Hochschule Darmstadt; Technische Universität Berlin; Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg; Institut für Angewandte Physik usw.
Man schreibt aber immer klein:
Ich besuchte die höhere Handelsschule in Mannheim (weil dies nicht der offizielle Name der Schule ist). Die technischen Universitäten verleihen den Grad eines Doktoringenieurs (Dr.-Ing.).
Eine weitere Schwierigkeit liegt in den Fällen vor, wo eine ausgebaute Terminologie feste Bezeichnungen für typisierte, systematische Einheiten geprägt hat. So gibt es in der Botanik und Zoologie deutsche Bezeichnungen für Pflanzen und Tiere, die anstelle der feststehenden und international gebräuchlichen lateinischen Termini verwendet werden können (Milvus milvus - Roter Milan; Sambucus nigra - Schwarzer Holunder). Für sie ist im Fachschrifttum die Großschreibung üblich geworden, durch die sie von den gemeinsprachlichen Bezeichnungen abgehoben werden: Ich habe im Zoo einen Roten Milan gesehen will demnach sagen: einen Vertreter der Art Milvus milvus (= Roter Milan). Ich habe im Zoo einen roten Milan gesehen bedeutet demgegenüber: einen Vertreter der Gattung Milvus (= Milan), der (zufällig) rot gefiedert war.
Darüber hinaus besteht die Tendenz, auch die Rassen und Schläge der Haustiere mit großgeschriebenen Typenbezeichnungen zu belegen, obgleich diese Zuchtrassen in der wissenschaftlichen biologischen Terminologie nicht berücksichtigt werden. Die amtlichen Rechtschreibregeln sehen auch in diesen Fällen die Großschreibung des Adjektivs vor: der Deutsche Schäferhund, die Dänische Dogge.
6.
Kongruenz:
Zu Fällen wie »Die Räuber« hat / haben mir gefallen, die New York Times ermittelte / ermittelten ..., die Flottmann-Werke GmbH sucht / suchen ... Kongruenz (1.2.5, 1.2.7, 1.2.8, 1.3.5 , 1.3.6, 1.4.2, 3.6).
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