Duden Richtiges und gutes Deutsch
all-
1. Rechtschreibung: Auch in Verbindung mit einem Artikelwort wird all- kleingeschrieben: Dem allen setzte sie nichts entgegen (vgl. 4). Dasselbe gilt, wenn all- als Pronomen alleine steht: Es kamen alle. Es geht um alle. Es gibt jedoch eine Ausnahme: mein Ein und (mein) Alles. Groß- oder Kleinschreibung (1.2.4).
2.
aller übertriebene / übertriebener Aufwand · die Beteiligung aller interessierten / interessierter Kreise: Das auf all- folgende Adjektiv oder Partizip wird heute gewöhnlich schwach dekliniert: aller übertriebene Aufwand; trotz allem guten Willen; die Beteiligung aller interessierten Kreise. Die schwache Deklination wird manchmal fälschlicherweise auch auf die starken Formen der demonstrativen (dieser, diese ...) und possessiven (seine, Ihre ...) Artikelwörter ausgedehnt: alle seinen (statt richtig: seine) verzweifelten Anstrengungen. Die starke Deklination des Adjektivs nach all- ist veraltet und kommt heute nur noch selten vor: aller übertriebener Aufwand; die Beteiligung aller interessierter Kreise. Adjektiv (1.2.5). Zur Deklination von halb nach all- halb (1).
3.
alle Anwesenden / Anwesende · für alle Reisenden / Reisende: Im Singular wird das substantivierte Adjektiv oder Partizip nach all- immer schwach dekliniert: alles Fremde; die Beseitigung alles Trennenden; trotz allem Schönen. Auch im Plural wird im Allgemeinen schwach dekliniert: alle Abgeordneten, Angehörigen, Anwesenden, Beamten; aller Unzufriedenen, Beteiligten, Reisenden usw. Starke Formen kommen nur noch selten vor: alle Anwesende, alle Reisende, für alle Magenkranke.
4.
dem allem / allen · diesem allem / allen: Nach Personal- und Relativpronomen, nach demonstrativen Artikelwörtern (betontes der/die/das; dieser/diese/dieses) und nach Fragewörtern wird all- im Allgemeinen stark dekliniert: das / dieses alles; die / diese alle; ihr alle, euer aller Wohl; was alles; welche alle. Nur bei dem und diesem steht im Dativ Singular Neutrum neben der starken häufig auch die schwache Form: dem allem oder (häufiger): dem allen; diesem allem oder: diesem allen; bei Voranstellung: allem dem, allem diesem (auch: all(e)dem, all(e) diesem).
5.
die Grenzen allen / alles Wissens · trotz allen / alles Fleißes: Vor artikellosen Substantiven wird all- in der Regel stark dekliniert: alle Freude, aller Schmerz, alle guten Menschen; aller Wahrscheinlichkeit nach; aus aller Welt; wider alles Erwarten. Eine Ausnahme bildet nur der Genitiv Singular Maskulinum und Neutrum, wo all- aus klanglichen Gründen heute meist schwach dekliniert wird: allen Ernstes; die Grenzen allen Wissens; trotz allen Fleißes. Die starke Deklination hat sich hier als (seltene) Variante in alten Redewendungen und Sprichwörtern (Geiz ist die Wurzel allen / alles Übels) erhalten und in solchen Fällen, in denen zwischen den Genitiv Singular von all- und das maskuline bzw. neutrale Substantiv ein Adjektiv tritt: trotz allen / alles guten Willens (vor einem substantivierten Adjektiv oder Partizip wird all- jedoch stark dekliniert, weil der Genitiv deutlich werden muss: der Urheber alles Bösen).
6.
all die Mühe / alle die Mühe · all meine Freunde / alle meine Freunde: Vor einem Substantiv mit Artikelwort kann all- sowohl dekliniert als auch undekliniert stehen. Im Plural stehen die Formen im Nominativ und Akkusativ bei allen drei Genera gleichberechtigt nebeneinander, während im Genitiv und Dativ die undeklinierte Form üblicher ist: all / alle meine Hoffnungen, Wünsche; das Kreischen all / aller ihrer Fans; bei all / allen seinen Misserfolgen. Im Singular ist bei maskulinen und neutralen Substantiven heute die undeklinierte Form in allen Fällen üblich: All der Fleiß war vergebens. All mein Zureden half nichts. Es bedurfte all meines Mutes. Die deklinierte Form wird dagegen kaum mehr gebraucht: Wozu alles dieses Geschwätz (Lessing). Bei femininen Substantiven stehen im Nominativ und Akkusativ Singular beide Möglichkeiten gleichberechtigt nebeneinander (all / alle meine Arbeit), während im Genitiv und Dativ die undeklinierten Formen vorherrschen (all dieser Arbeit war er überdrüssig; ich in all meiner Unschuld und Unwissenheit). Ganz allgemein kann gesagt werden, dass im Falle einer Konkurrenz zwischen all und alle usw. die undeklinierte Form gewöhnlich eindringlicher erscheint, stärker den Sprecher hervorkehrt.
7.
alle zehn Schritte / aller zehn Schritte · alle drei Minuten / aller drei Minuten: Standardsprachlich korrekt ist heute der Akkusativ: Er drehte sich alle zehn Schritte um. Alle drei Minuten klingelte das Telefon. Der Genitiv (aller zehn Schritte, aller drei Minuten) ist noch regional, besonders in Sachsen, gebräuchlich.
8.
alle Schüler: Das Wort all- kann nicht mit einem Genitivus partitivus verbunden werden. Nicht korrekt: alle der Schüler bzw. alle von den Schülern (hier liegt möglicherweise ein Anglizismus nach englisch all of the pupils vor), sondern nur: alle Schüler.
9.
alles, was: Richtig heißt es alles, was: Er glaubte alles, was sie ihm erzählte. Alles, was ihm gefiel, kaufte er. Nicht korrekt: Alles, das ihm gefiel ... Relativpronomen (4). In Sätzen wie Alles, was ich brauche, bist du / ist ein gutes Fahrrad / sind zuverlässige Winterreifen bestimmt normalerweise das Subjekt die Form des finiten Verbs: Steht das Subjekt im Singular (ein gutes Fahrrad), so steht das Kopulaverb sein ebenfalls im Singular (ist). Bei mehrteiligen Subjekten steht das Verb der Grundregel (Kongruenz 1.3 und 1.4) entsprechend im Plural: Alles, was ich brauche, sind ein Computer und ein Telefon. Abweichungen von der Grundregel sind hier jedoch möglich: Alles, was ich brauche, ist Kaffee und Leitungswasser.
10. alle Kinder / die ganzen Kinder: Der Gebrauch von ganze anstelle von alle vor Substantiven im Plural kommt in der gesprochenen Sprache häufig vor. Zumindest in der geschriebenen Sprache sollte er vermieden werden: alle (nicht: die ganzen) Bewohner, Kinder usw.
11. alles Politiker von hohem Rang: Zusammenfassendes unveränderliches alles hat stets den Nominativ nach sich: Die Delegation bestand aus Schweden, Franzosen, Schweizern und Österreichern, alles Politiker (nicht: Politikern) von hohem Rang.
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