Duden Richtiges und gutes Deutsch
Aussprache
Im Folgenden werden einige immer wiederkehrende Zweifelsfälle bei der Aussprache von Wörtern behandelt. Es werden Empfehlungen gegeben, die sich an der sogenannten Standardlautung des Deutschen orientieren. Diese ist gekennzeichnet durch Schriftnähe, überregionale Geltung und eine Tendenz zur Einheitlichkeit. (Ein Verzeichnis der Lautschriftzeichen findet sich am Anfang des Buches unter den Hinweisen für die Benutzung.)1.
Lang gesprochenes ä
Das lang gesprochene ä wird offener artikuliert als das lang gesprochene e, also Träne nicht wie ('tre:nə), sondern wie ('tre:nə). (Die Aussprache von lang gesprochenem ä wie e ist vor allem in Norddeutschland verbreitet.)
2.
Die Aussprache von oi und oe
In Fremdwörtern und Namen spricht man oe wie den Buchstaben ö: Foerster, Goetheanum. In bestimmten norddeutschen Namen spricht man langes, geschlossenes o (o:): Coesfeld, Itzehoe, Soest. Die Schreibung oi spricht man grundsätzlich als Diphthong (Zwielaut) (ɔy): ahoi!, Konvoi, in französischen Wörtern (oa:) oder (oa): Memoiren, Toilette, aber in bestimmten, besonders rheinischen Ortsnamen als langes, geschlossenes o (o:): Grevenbroich, Roisdorf, Voigt.
3.
Nasalvokale
Weil die französische Aussprache in vielen Fällen gekünstelt klingt, werden die Nasalvokale in Fremdwörtern aus dem Französischen heute selbst in gehobener Umgangssprache meist wie -eng / -ang / -öng / -ong gesprochen. Allerdings hat die Angleichung an die heimische Aussprache nicht alle Fremdwörter gleichmäßig und gleichzeitig erfasst. Es sind vor allem die viel gebrauchten Wörter der Alltagssprache, die so gesprochen werden, während seltenere Fremdwörter und solche des Bildungswortschatzes noch die französische Aussprache verlangen: Beton lautet gewöhnlich (be'tɔŋ) und würde in der französischen Aussprache (be'to:) bei vielen Sprechern geziert klingen, aber Impromptu, das die Umgangssprache nicht kennt, kann man nur französisch aussprechen (epro'ty:). Die Grenze ist im Einzelfall schwer zu ziehen.
4.
Die Aussprache von g wie j oder ch
Nicht korrekt ist die in der Umgangssprache und in Dialekten häufig anzutreffende Aussprache von g wie j: Gans wie (jans), lege wie ('le:jə), Sorge wie ('zɔrjə). Auch die Aussprache von g als Ich- oder Achlaut ist inkorrekt: lege wie ('le:çə), Waage wie ('va:xə), gelegt wie (gə'le:çt), Sarg wie (zarç), Zug wie (tsu:x).
5.
Die Aussprache von auslautendem -ng und -ig
Am Wortende wird -ng gelegentlich fälschlicherweise mit (k) gesprochen. Also nicht ('tsaitʊŋk) (Zeitung), sondern ('tsaitʊŋ), nicht (rıŋk) (Ring), sondern (rıŋ). Dasselbe gilt für die Buchstabenfolge -ig. Also nicht ('ainık) (einig), sondern ('ainıç), nicht ('tsvantsıkstə) (zwanzigste), sondern ('tsvantsıçstə), nicht ('kö:nık) (König), sondern ('kö:nıç). Wenn jedoch die Ableitungssilbe -lich unmittelbar folgt, dann wird (k) gesprochen: königlich ('kö:nıklıç). Dasselbe gilt für Königreich ('kö:nıkraiç). Im Süden wird auslautendes -ig immer als (ık) gesprochen; als Standardlautung gilt das nicht.
6.
Die Aussprache von auslautendem -ow
-ow.
7.
Die Aussprache von n vor f
Eine beim schnellen Sprechen unwillkürlich unterlaufende Ungenauigkeit ist die Aussprache von n vor (f) wie (m), also (fymf) (fünf) statt (fynf), ebenso die Aussprache von n als velarer Nasal vor (k) oder (g) in Komposita, also ('aiŋkauf) (Einkauf) statt richtig ('ainkauf).
8.
Stimmhafte Aussprache von s am Wortanfang und im Wortinnern
Die Standardlautung fordert eine stimmhafte (»weiche«) Aussprache von s am Wortanfang vor Vokalen (Saal (za:l)) und im Wortinnern zwischen Vokalen (Base ('ba:zə)), ferner wenn ein l / m / n / r vor dem s steht (Bremse ('bremzə)), in den Suffixen -sal und -sam (Mühsal ('my:za:l), langsam ('laŋza:m)) sowie im Suffix -sel nach Vokal sowie nach l / m / n / ng / r (Gerinnsel, Streusel). Dasselbe gilt auch für Fremdwörter, die bereits weitgehend in den deutschen Wortschatz integriert sind, wie System, Satellit u. a.
Regionalsprachlich (besonders im Süden des deutschen Sprachgebietes) wird das in allen diesen Fällen geforderte stimmhafte (z) allerdings meist durch ein stimmloses (»hartes«) (s) ersetzt.
9.
Stimmhafte Aussprache von sch in Fremdwörtern
In Fremdwörtern aus dem Englischen und Französischen kommt neben dem stimmlosen (ʃ) (Shake, Chablis) auch ein stimmhaft gesprochenes (ʒ) vor (in heimischen Wörtern gibt es diesen Laut nicht). Es heißt also (bla'ma:ʒe) (Blamage), nicht (bla'ma:ʃə).
10. Stimmhafte Aussprache von dsch in Fremdwörtern
Ebenso muss dsch in Fremdwörtern stimmhaft sein, also ('dʒʊŋkə) (Dschunke), nicht ('tʃʊŋkə); (dʒın) (Gin), nicht (tʃın).
11. pf- am Wortanfang
Die Buchstabenfolge pf- wird am Wortanfang nicht wie bloßes (f) ausgesprochen, also nicht (fail) (Pfeil), sondern (pfail).
12. ch in (fremden) Namen und Fremdwörtern
Das ch in (fremden) Namen und Fremdwörtern macht oft Schwierigkeiten, besonders am Wortanfang. Man spricht den Ichlaut (ç) meist in Fremdwörtern griechischer Herkunft am Wortanfang, besonders vor e / i / y, also (çi'rʊrk) (Chirurg), nicht (ki'rʊrk). Den k-Laut spricht man in den bekannteren Fremdwörtern griechischer Herkunft, besonders am Wortanfang vor a / l / o / r, also ('ko:lera) (Cholera), (kro:m) (Chrom) u. a. In heimischen geografischen Namen wie ('kemnıts) (Chemnitz), ('ki:mze:) (Chiemsee), (ka:m) (Cham) wird ebenfalls (k) gesprochen. Man spricht dagegen ('çi:na) (China). ('ki:na) ist zwar im Süden üblich, aber nicht Standardlautung. Auch die Aussprache ('ʃi:na) ist regional.
13. Die Aussprache von r
Nach den kurzen Vokalen i, ä, a, ü, ö, u, o soll r am Wortende oder vor Konsonant tatsächlich als (r) und nicht nur als abgeschwächtes a (:) ausgesprochen werden, also (vır) (wirr) und nicht (vı:). Unkorrekt ist auch die Aussprache von r als Achlaut (x); also nicht (fɔxt) (fort), sondern (fɔrt).
14. Die Aussprache von v
In heimischen Wörtern und einigen häufig gebrauchten Fremdwörtern wird der Buchstabe v als (f) gesprochen: Vater, Vogel, viel, hieven; Nerven, Vers; ebenso im Auslaut aller Wörter und vor stimmlosem Konsonant: aktiv, Luv, hievt. Die Aussprache (f) gilt auch in Ortsnamen wie Hannover, Villach (aber: Greven mit (v)). In den meisten Fremdwörtern wird jedoch der w-Laut (v) gesprochen: nervös, aktive, Vokal, Malve. Bei einigen Fremdwörtern (Namen) schwankt der Gebrauch: Kurve ('kʊrfə) / ('kʊrvə), Pulver ('pʊlf:) / ('pʊlv:); Eva ('e:fa) / ('e:va), David ('da:fıt / 'da:fi:t) / ('da:vıt / 'da:vi:t).
15. Die Aussprache von sp / st / sk
In einigen Teilen Norddeutschlands spricht man sp- und st- in heimischen Wörtern entgegen dem Gebrauch in der Standardlautung als (sp) / (st), nicht als (ʃp) / (ʃt), also statt (ʃpi:l) (Spiel) und (ʃtain) (Stein) (spi:l) bzw. (stain). Es ist dies ein typisches Merkmal niederdeutscher Aussprache.
Bei Fremdwörtern ist es gelegentlich schwierig, zu entscheiden, ob anlautendes (sp) / (st) oder (ʃp) / (ʃt) gesprochen werden soll. Es gilt die Faustregel, dass Fremdwörter, die bei uns schon lange im Gebrauch sind und nicht mehr als fremd empfunden werden, wie heimische Wörter behandelt werden, also (ʃpetsiali'te:t) (Spezialität), (ʃtu'dent) (Student), aber (spi:tʃ) (Speech), ('streto) (stretto). Allerdings ist die Frage, ob ein Wort als völlig integriert betrachtet werden darf, gar nicht so leicht zu entscheiden, weil hier subjektiver Auffassung ein weiter Spielraum gewährt ist. Die Folge ist, dass für viele Fremdwörter beide Aussprachen als gleich korrekt angesehen werden müssen:
('spa:hi) / ('ʃpa:hi) (Spahi), (spek'tra:l) / (ʃpek'tra:l) (spektral), ('spi:na) / ('ʃpi:na) (Spina), (sple'ni:tıs) / (ʃple'ni:tıs) (Splenitis), (spɔn'de:ʊs) / (ʃpɔn'de:ʊs) (Spondeus), ('spʊtnık) / ('ʃpʊtnık) (Sputnik), (sta'ka:to) / (ʃta'ka:to) (staccato), (ste'no:zə) / (ʃte'no:zə) (Stenose), ('sti:mulans) / ('ʃti:mulans) (Stimulans), ('sto:la) / ('ʃto:la) (Stola).
In anderen Fällen ist die eingedeutschte Aussprache schon häufiger, z. B. bei spinal, splendid, Stil, stupid u. a.
Inlautendes -sp- / -st- wird in Standardlautung nie (ʃp) / (ʃt) gesprochen, also nur (pro'spekt) (Prospekt), nicht (pro'ʃpekt), nur (kɔn'stant) (konstant), nicht (kɔn'ʃtant).
Auch die Buchstabenfolge Sk- wird in Standardlautung fast ausschließlich (sk), nicht (ʃk) gesprochen, also (ska:t) (Skat), nicht (ʃka:t), (skan'da:l) (Skandal), nicht (ʃkan'da:l). Eine Ausnahme ist das Wort Ski (ʃi:) mit seinen Ableitungen und Komposita.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Aussprache