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Apostroph
Häufig gestellte Fragen zum ApostrophFrage Antwort unter
Muss bei der verkürzten Form von das oder es ein Apostroph gesetzt werden, z. B. bei gehts, hats, aufs? dieser Artikel, Punkt (1)
Ist der Apostroph bei Befehlsformen wie geh, such usw. korrekt? dieser Artikel, Punkt (2.1), Imperativ (1.1)
Wie schreibt man Ableitungen von Personennamen auf -sche, z. B. mozartsche, Grimm'sche? dieser Artikel, Punkt (3.2), Groß- oder Kleinschreibung (1.2.2)
Muss der Apostroph bei Genitivformen wie z. B. Hans' Auto, Fritz' Beruf gesetzt werden? dieser Artikel, Punkt (4.1), Personennamen (2.1.3)
In den meisten Verwendungen dient der Apostroph als Auslassungszeichen. Mit seiner Verwendung wird angezeigt, dass man im Vergleich zu einem Wort der geschriebenen Standardsprache einen oder mehrere Buchstaben weglässt. Die Verwendung das Apostrophs ist in den meisten Fällen fakultativ, nur in wenigen ist sie obligatorisch (vgl. 3.3 und 4.1). Im Einzelnen sind folgende Fälle zu unterscheiden:
1 Der Apostroph beim Auslassen von Buchstaben am Anfang eines Wortes
1.1 Mir geht's / gehts gut · komm raus / 'raus!
1.2 aufs · hinterm · übern
2 Der Apostroph beim Wegfall von Buchstaben am Ende eines Wortes
2.1 Das Schluss-e bei Verben
2.2 Das Schluss-e bei anderen Wortarten
2.3 Andere Buchstaben am Ende eines Wortes
3 Der Apostroph im Wortinnern
3.1 einige / ein'ge · irdische / ird'sche Güter
3.2 mozartsche / Mozart'sche Sonaten · heusssche / Heuss'sche Schriften
3.3 M'gladbach · Ku'damm
3.4 stehen / stehn · gegorener / gegorner Saft · Brettl
4 Der Apostroph bei der Bildung des Genitivs
4.1 Grass' Blechtrommel · Andric' Romane
4.2 Ingeborg Bachmanns Lyrik
5 Der Apostroph bei der Deklination von Abkürzungen
6 Der Apostroph bei Jahreszahlen
1 Der Apostroph beim Auslassen von Buchstaben am Anfang eines Wortes
1.
1 Mir gehts / geht's gut · komm raus / 'raus!
Der Apostroph steht häufig, wenn Buchstaben am Anfang eines Wortes ausgelassen werden und das Wort dadurch schwer lesbar oder missverständlich ist. Dabei erscheint vor dem Apostroph der gewöhnliche Wortzwischenraum. Die verkürzten Formen werden auch am Satzanfang kleingeschrieben:
Wirf die Decken und 's (= das) Gepäck ins Auto. Wer 's (= das) Geld hat, kann sich das erlauben. 's (= Es) ist nun mal nicht zu ändern. So 'n (= ein) Blödsinn! Sie hat 'ne (= eine) Menge erlebt. Wir steigen 'nauf (= hinauf).
Man kann einen Apostroph setzen, wenn das Pronomen es mit dem vorangehenden Wort (Verb, Pronomen, Konjunktion) zusammengezogen wird. Da diese Verbindungen im Allgemeinen nicht schwer lesbar sind, ist das jedoch nicht notwendig. Der Wortzwischenraum wird in diesen Fällen nicht gesetzt.
Mir gehts / geht's gut. Er macht sichs / sich's gemütlich. Nimms / Nimm's nicht so ernst.
Im Gegensatz zu 'nauf, 'naus, 'nein usw. werden die mit r- anlautenden Kürzungen ran, rauf, raus, rein, rüber, runter im heutigen Sprachgebrauch meist als selbstständige Nebenformen von heran, herauf usw. angesehen und ohne Apostroph geschrieben. Das gilt auch am Satzanfang und bei trennbaren wie nicht trennbaren Zusammensetzungen mit diesen Formen: Runter vom Balkon! Er ließ ihn rauswerfen. Sie hat ihn reingelegt. Reich mir mal das Buch rüber. Er ist Rausschmeißer. War das ein Reinfall! Nur wenn eine dieser Formen ganz bewusst als Auslassung gekennzeichnet werden soll, kann der Apostroph stehen. Auch bei ugs. mal (= einmal) und was (= etwas) steht kein Apostroph:
Kommen Sie mal rüber! Hast du noch was auf dem Herzen?
1.
2 aufs · hinterm · übern
Der Apostroph steht im Allgemeinen nicht, wenn es sich um allgemein übliche Verschmelzungen aus Präposition und Artikel handelt:
ans, aufs, durchs, fürs, hinters, ins, übers, ums, unters, vors; am, beim, hinterm, im, überm, unterm, vorm, zum; hintern, übern, untern, vorn.
Werden mit Verschmelzungen bewusst umgangssprachliche oder dialektale Formen wiedergegeben, die zu unüblichen Konsonantenverbindungen führen, schreibt man in der Regel mit Apostroph:
Er sitzt auf'm Tisch. Wir treffen uns nach'm Essen. Wir gehen in'n Zirkus.
2 Der Apostroph beim Wegfall von Buchstaben am Ende eines Wortes
2.
1 Das Schluss-e bei Verben
In der 1. Person Singular des Präsens Indikativ ist die Endung -e im Allgemeinen fakultativ, es gibt lediglich stilistische Unterschiede (ich hole / ich hol). Dasselbe gilt für die Form des Singular Imperativ der schwachen Verben (hole / hol). In den Formen ohne -e muss kein Apostroph gesetzt werden:
Ich find das schön. Ich lass es bleiben. Das hab ich nicht getan. Küss die Hand! Hab ich nur deine Liebe!
Bei Formen, in denen das -e an sich obligatorisch ist, wird der Apostroph gesetzt. Solche Formen treten besonders in dichterischen Texten auf:
Das Grauen packt' ihn und ließ ihn nicht los. Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll (Goethe). Ich schnitt' es gern in alle Rinden ein.
Kein Apostroph steht in der Regel bei festen Grußformeln und bei allgemein üblichen verkürzten Imperativformen (Befehlsformen):
Grüß Gott!, bleib!, geh!, trink!, lass!, leg den Mantel ab!, führ den Hund aus!
Unübliche Imperative, die gelegentlich in der Dichtung auftreten, haben dagegen einen Apostroph: Fordr' ihn auf!, Handl' gefälligst danach!
2.
2 Das Schluss-e bei anderen Wortarten
Kein Apostroph steht im Allgemeinen für das weggelassene Schluss-e bei Substantiven (Elision) wie Lieb, Gebirg, Näh, Freud, Hos, Treu, Sünd, Füß. Dies gilt auch für Doppelformen wie Bursch / Bursche, Hirt / Hirte und Substantive in festen Verbindungen wie auf Treu und Glauben, Hab und Gut, mit Müh und Not. Ebenfalls keinen Apostroph haben die verkürzten Formen von Adjektiven und Adverbien auf -e, weil sie als selbstständige Nebenform anzusehen und allgemein üblich sind:
blöd, bös, fad, gern, heut, leis, öd, trüb, eh usw.
2.
3 Andere Buchstaben am Ende eines Wortes
Der Apostroph kann stehen, wenn bei der Wiedergabe von umgangssprachlichen oder dialektalen Formen Buchstaben am Ende eines Wortes weggelassen werden (zum Beispiel um den Wegfall einer Flexionsendung anzuzeigen):
Schauen S' (= Sie) zu, dass es klappt. Sie begehrt kein' (= keinen) Dank. Er ist gericht' (= gerichtet).
Das gilt auch für das weggelassene -o von Santo und für das weggelassene -a von Santa vor männlichen bzw. weiblichen italienischen Namen, die mit Vokal anlauten:
Sant' Angelo, Sant' Agata usw.
Kein Apostroph steht im Allgemeinen bei unflektiert verwendeten Adjektiven und Pronomen:
gut Wetter, solch Glück, manch schöne Stunde, ein einzig Wort, welch Freude usw.
3 Der Apostroph im Wortinnern
In folgenden Fällen darf der Apostroph nicht weggelassen werden, wenn er bei Worttrennung zum letzten Zeichen auf einer Zeile wird:
ein'-ge, Grimm'-sche (Märchen), Ku'-damm.
3.
1 einige / ein'ge · irdische / ird'sche Güter
Der Apostroph steht heute im Allgemeinen für das ausgelassene -i- der mit -ig und -isch gebildeten Adjektive und Indefinita:
ein'ge Leute, wen'ge Stunden, heil'ge Eide, ew'ger Bund, ird'sche Güter, märk'sche Heimat usw.
3.
2 mozartsche / Mozart'sche Sonaten · heusssche / Heuss'sche Schriften
Ein Apostroph kann bei Ableitungen aus Eigennamen stehen, der Eigenname wird dann großgeschrieben:
mozartsche / Mozart'sche Sonate
heusssche / Heuss'sche Schriften
grimmsche / Grimm'sche Märchen
schulze-delitzschsches / Schulze-Delitzsch'sches Gedankengut
hannoversche / Hannover'sche Industrie
Die Neuregelung der Rechtschreibung spricht hier nicht von Auslassung eines Buchstabens (Mozartsche statt mozartische), sondern setzt ein eigenständiges Suffix -sche an. Der Apostroph ist in diesem Fall also kein Auslassungszeichen.
3.
3 M'gladbach · Ku'damm
Der Apostroph wird gesetzt, wenn - der Kürze wegen - größere Buchstabengruppen von Namen weggelassen werden:
Lu'hafen (= Ludwigshafen), Borussia M'gladbach (= Mönchengladbach), D'dorf (= Düsseldorf), Ku'damm (= Kurfürstendamm in Berlin) usw.
3.
4 stehen / stehn · gegorener / gegorner Saft · Brettl
Der Apostroph steht nicht, wenn im Wortinnern ein unbetontes -e- wegfällt und die entstehende Wortform allgemein gebräuchlich ist (Elision):
stehn, sehn, befrein; ich wechsle, ich lindre; auf verlornem Posten, gegorner Saft; Abrieglung, Reglung, Wandrer, Englein; wacklig, wässrig (= wässerig); finstre Gestalten, edle Menschen; ebnes Gelände; trockner, raschste; unsre, andre usw.
Dies gilt auch für Formen, in denen das e einer Endung weggelassen werden muss, weil bereits die Grundform auf -ee oder -ie endet:
Die Seen, nicht die Seeen; geschrien, nicht geschrieen.
Es gilt weiter für Wörter und Namenformen dialektaler Herkunft:
Brettl, Dirndl, Rosl usw.
Bei ungebräuchlichen Auslassungen dagegen setzt man einen Apostroph:
Well'n, g'nug, Bau'r usw.
4 Der Apostroph bei der Bildung des Genitivs
4.
1 Grass' Blechtrommel · Andric' Romane
Der Apostroph steht zur Kennzeichnung des Genitivs von Namen, die auf -s, -ss, -ß, -tz, -z, -x, -ce enden und keinen Artikel o. Ä. bei sich haben:
Hans Sachs' Gedichte, Le Mans' Umgebung; Grass' Blechtrommel; Voß' Übersetzungen; Leibniz' Philosophie, Bregenz' Lage; Ringelnatz' Gedichte; Giraudoux' Werke, Bordeaux' Hafenanlagen; das Leben Johannes' des Täufers.
(aber:) die Gedichte des Hans Sachs, das Leben des Johannes.
Der Apostroph steht heute im Allgemeinen auch zur Kennzeichnung des Genitivs von Namen, die zwar anders geschrieben werden, aber ebenfalls auf (tʃ) oder (ts) enden:
Andric' Romane, Anatole France' Werke, Mendиs-France' Politik, Cyrankiewicz' Staatsbesuch usw.
4.
2 Ingeborg Bachmanns Lyrik
Kein Apostroph steht in der Regel vor dem Genitiv-s von Namen, auch nicht, wenn sie abgekürzt werden:
Ingeborg Bachmanns (nicht: Bachmann's) Lyrik, I. B.s Lyrik, Brechts Dramen, Bismarcks Politik, Hamburgs Hafen, Shelleys Briefe, Angela Merkels Europapolitik usw.
Gelegentlich wird in solchen Fällen ein Apostroph gesetzt, um die Grundform eines Namens zu verdeutlichen:
Andrea's Boutique, Carlo's Taverne usw.
5 Der Apostroph bei der Deklination von Abkürzungen
Der Apostroph steht nicht bei Abkürzungen mit der Genitiv- oder Pluralform -s (Abkürzungen (3)):
des Jh.s, des Pkws, die Lkws, GmbHs usw.
6 Der Apostroph bei Jahreszahlen
Die im angelsächsischen Bereich verbreitete Schreibung der verkürzten Jahreszahl mit Apostroph ist im Deutschen nicht üblich:
Im Februar 03 stieg die Arbeitslosenzahl noch einmal kräftig an.
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